Full text: Leopold von Ranke's sämmtliche Werke. 27. und 28. Band. Zwölf Bücher Preußischer Geschichte. Fünftes bis neuntes Buch. (27)

254 Siebentes Buch. Erstes Capitel. 
eigenthümlich taktisch strategischen Verdienst hervortreten. Ein ganz 
anderes Studium für einen künftigen Heerführer als die Nachrichten, 
die das Theatrum Europäum darbieten konnte. Friedrich ergriff es 
mit der größten Lebendigkeit: er fühlte sehr wohl den Unterschied, 
der zwischen einer Darstellung aus Ramsatzs Feder, wie sie damals 
über Turenne erschien, obschon er auch diese mit Vergnügen las, und 
der die entscheidenden Momente mit scharfem Blick hervorhebenden, in 
die Mitte der Handlungen versetzenden Erörterung von Feuquieres 
bestand; das Buch hat eine nachhaltige Wirkung auf ihn ausgeübt. 
Zu näherer Belehrung in einem der vornehmsten Zweige gab 
sich der Fürst von Anhalt die Mühe, eine „ausführliche Beschreibung, 
wie eine Stadt soll belagert werden“, zu verfassen, und mit großen 
Plänen zu erläutern. Von manchen Lesern scheint Leopold gefürchtet 
zu haben, daß die Form seiner Anweisungen ihre Mißbilligung er- 
wecken werde 1): Friedrich meinte, daß es bisher noch nichts so Deut- 
liches und Unterrichtendes gegeben habe, und versuchte sein eigenes 
Urtheil daran. 
Auch gestattete der Fürst, daß einer der geschicktesten Offiziere 
seines Regiments, der ihm als Page gedient, und sein volles Ver- 
trauen genoß, Heinrich August von Fouquet, wohl zwei Drittheile 
des Jahres bei dem Prinzen auf dem Schloß Rheinsberg oder in 
Ruppin zubrachte. Zwischen Friedrich und Fouquet bildete sich ein 
inniges Verhältniß. Sie stifteten einen Orden auf den Namen des 
Ritters ohne Furcht und Tadel, bei dem die Absicht wie auf eine 
sittliche Führung nach diesem Muster, so zugleich auf Kriegsgeschichte, 
Aufstellung militärischer Probleme und ihre Lösung gerichtet war2). 
Einmal sind diese Studien auch durch den Anblick des Krieges 
unterbrochen worden, im Feldzug von 1734, so weit dieser als eine 
wirkliche Kriegshandlung angesehen werden kann. So sehr Friedrich 
wünschte und auch erwartete, daß Eugen die Verschanzungen der 
Franzosen ernstlich angreifen werde, so hatte er doch bei aller seiner 
Jugend auch ein Verständniß für die Gründe, um deren willen das 
nicht geschah. Er beobachtete Freund und Feind, — denn er suchte, wie 
  
1) „Wozu sich kein anderer Stylus geschicket, als wie es nach altem 
Kriegsgebrauch denen Oberstwachtmeisters in deren Schreibtafeln dictirt wird.“ 
Vgl. Hahnke, Friedrichs des Großen Briefe an seinen Vater S. 125. Der 
König nahm auch Interesse: „Wenn ihr wieder hieher kommet habt ihr solche 
(Plane) mitzubringen.“ 
2) Leider die einzige Nachricht hievon bei Bürtiner Mémoires de Fouqust 
I, 262.
	        
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