Full text: Leopold von Ranke's sämmtliche Werke. 27. und 28. Band. Zwölf Bücher Preußischer Geschichte. Fünftes bis neuntes Buch. (27)

Friedrich Wilhelm I. und die Politik von 1715— 22. Klement. 21 
und im Innern beruhte; er hielt nicht allein dies, sondern eine 
Ueberraschung der Hauptstadt für ausführbar. Wenn wir Klement 
glauben: so hatte schon Flemming von ähnlichen Dingen gesprochen 
und den Wunsch zu erkennen gegeben, einen genauen Plan von Berlin 
in die Hände zu bekommen. Lehmann sprach dort von der damaligen 
Befestigung der Stadt, deren schwache Stellen er nachwies; er zeigte, 
wie man sie überraschen, den Schatz wegnehmen, das Schloß und 
die vornehmsten Häuser plündern könnte. Wie sehr aber täuschte sich 
Lehmann, wenn er Klement für wahrhaft einverstanden mit Flem- 
ming und für einen entschlossenen Feind des Königs Friedrich Wilhelm 
hielt. Eben in demselben Baruth hat Klement kurz darauf eine Zu- 
sammenkunft mit dem Hofprediger Jablonsky aus Berlin gehabt, der 
früher in den protestantischen Angelegenheiten von Siebenbürgen ge- 
arbeitet und mit ihm zusammen eine Reise nach England gemacht 
hatte. Durch Jablonsky ließ Klement den König Friedrich Wilhelm 
wissen, daß er ihm die wichtigsten Mittheilungen zu machen habe. 
Die zweifelhafte Lage, in der man sich befand, und die Erin- 
nerung an die alten Beziehungen Klements veranlaßten, daß man 
das Erbieten nicht vernachlässigen zu dürfen meinte. Nicht allein der 
Minister Knyphausen sprach mit Klement, sondern auch der König 
ließ sich herbei, seine Eröffnungen entgegenzunehmen ). Man sah ihn 
eines Tages am Weidendamm fahren; hier verließ er dann seinen 
Wagen, um nach einem Garten am Oranienburger Thor zu gehen, 
wo er Klement antraf, der ihm nun näbere Mittheilungen über die 
Gefahren machte, von denen er persönlich bedroht sei. 
König Friedrich Wilhelm war eben damals in wachsendem Miß- 
verständniß mit dem Hof zu Wien und in großer Aufregung. In 
diese Zeiten fällt ein Brief des Königs an den Fürsten von Anhalt, 
in welchem er sagt, er werde sich von den Herren Kaiserlichen keine 
leges vorschreiben lassen; keinen Krieg anfangen; aber es auch nicht 
dulden, wenn man ihn bei Gelegenheit des Haders in Mecklenburg 
mißhandele2). Er berechnete bereits, wie er in Kurzem ein ansehn- 
1) In der Erzählung dieser Dinge folgt Pöllnitz (Mémoires pour servir. 
àA Pbistoire I, S. 189) seinen gewöhnlichen Gewährsmännern nicht. Er be- 
zieht sich auf die Mittheilungen von Forcade, der den König bei einer Zu- 
sammenkunft mit Klement bie in die Nähe des Gartens begleitete, derselben 
aber nicht beiwohnte. Was er nun darlber beibringt, was zwischen dem 
König und Klement besprochen worden sei, kann doch nicht als authentisch be- 
trachtet werden, zumal es durch die späteren Aussagen wenig bestätigt wird. 
2) Schreiben an den Fürsten von Anhalt 2. August 1718.
	        
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