270 Siebentes Buch. Erstes Capitel.
Er setzt diesen hauptsächlich in zwei Dinge, die Besorgung der
gemeinschaftlichen Angelegenheiten Aller, und die Vertheidigung durch
die Waffen.
Was das erste anbelangt, so sieht er in dem Besitze der höchsten
Gewalt weniger ein iRecht als ein Amt. Sehr eigenthümlich und
königlich ehrgeizig erscheint seine Vorstellung von dem Verhältnisse
zwischen Fürsten und Volk. Der Fürst, sagt er, soll seine Unterthanen
glücklich machen: die Völker müssen das Werkzeug seines Ruhmes
sein 1). Wie widersinnig sei der Rath Macchiavells, einen eroberten
Staat dadurch zu behaupten, daß man ihn zerstöre. Nur in der
Zahl und dem Reichthum der Unterthanen bestehe die Macht der
Fürsten. Das Glück des einen Theiles bilde zugleich das des andern,
gleichviel ob ein Staat ererbt worden oder erworben.
Nach seiner Meinung ist der Fürst gleichsam der Vormund der
Unterthanen; er hat das öffentliche Vermögen zu verwalten, und ist
seinen Völkern dafür verantwortlich, wie er dies thut. Ein großer Fürst
soll freigebig sein und Aufwand machen: denn der Luxus treibt das
Blut durch die großen Adern bis zu den äußeren Theilen, und führt
es durch die kleinen wieder zum Herzen zurück, damit es von neuem
ausgeströmt werde. Es giebt aber auch andere Fürsten, deren Kräfte
beschränkt und mäßig sind, die Länder besitzen, welche nicht zu den
großen gehören. Ein solcher muß seine Freigebigkeit nach seinen
Mitteln berechnen und sie nur auf bestimmte Zwecke richten, z. B. das
Gewerbe zu unterstützen, dem Glanze des Thrones einen dauernden
Bestand zu geben, sehr ausgezeichnete Verdienste zu belohnen; sonst
aber muß er gute Ordnung halten und sich in Zeiten mit einem
hinreichenden Rückhalt versehen, um auch einen Krieg zu bestehen.
Vor allem ist Friedrich von der Nothwendigkeit durchdrungen,
daß der Fürst seine eigene persönliche Fähigkeit ausbilde. Er soll
sich nicht dem tumultuarischen Vergnügen der Jagd überlassen, das
ihn eher verwildern könne; sich unterrichten, nicht gerade um vielerlei
zu wissen, sondern hauptsächlich im Umgang mit klugen Leuten sich
üben, richtig zu denken, Ideen zu combiniren; seine Pflicht erfordert,
daß er seine geistigen Kräfte stärke. Wie sollte er sonst in schwie-
rigen Fällen fähig sein, die rechten Entschlüsse zu fassen, das gute
oder auch das schlechte Glück zu benutzen?
Ein Serupel steigt ihm hiebei in Bezug auf seine religiöse Ge-
1) Eine von den im ersten Capitel weggelassenen Stellen: il doit eire
D’instrument de leur felicité, comme ses peuples le sont de sa gloire.