22 Fünftes Buch. Erstes Capitel.
liches Armeeeorps vereinigen und dabei doch mit anderen Truppen
Cleve und Westphalen sichern könne. Da gab ihm ein sonst als
Freund des Hauses bekannter, eben von Wien und Dresden kom-
mender früherer Diplomat, Kunde von Verhandlungen, die man dort
pflege, um ihn unschädlich zu machen, entweder durch Krieg oder auch
durch Ueberraschung auf dem Lande oder in der Hauptstadt. Die vor-
nehmste Schuld legte Klement auf Graf Flemming. Den Prinzen Eugen
schonte er anfangs; bald aber liesen Briefe von ihm ein, in welchen er
den Prinzen eigentlich als Oberhaupt des auf eine Umwälzung im
preußischen Staat gerichteten Vorhabens darstellte: allenthalben habe er
seine Vertrauten; er meine es zu einem Aufstande in Preußen zu
bringen. Der König that ohne Zweifel das Richtige, wenn er sich un-
verweilt an den Wiener Hof und den Prinzen Eugen selbst wendete,
der dann, höchlich erstaunt, aber den Zusammenhang der Sache ahnend,
den König aufforderte, den Denuncianten selbst zur Untersuchung zu
ziehen. Klement war indeß nach Dresden zurückgegangen: indem er
den Grafen Flemming verrieth, suchte er ihn doch in der einmal
eingeschlagenen Richtung festzuhalten; er setzte ihm ausführlich aus-
einander, daß der König von Preußen nicht so stark sei, wie er
scheine, daß die allgemeine Unzufriedenheit der Unterthanen in dem
Lande, besonders der Gewerbtreibenden, der Beamten und selbst der
Armee es leicht machen werde, ihn niederzuwerfen. Er machte dem
König von Preußen Mittheilungen über die Verbindung seiner Nach-
barn, die gegen ihn im Werke sei; in demselben Augenblicke suchte
er Alles hervor, was eben diese in einem solchen Vorhaben bestärken
konnte. Geschab das Alles blos, um Geld zu erwerben? Dem
König von Preußen gegenüber zeigte Klement eine gewisse Uneigen-
nützigkeit, die auf denselben Eindruck machte; und unterdessen wur-
den für ihn in Wien die Schulden bezahlt. Er mußte noch andere
Hülfsquellen haben.
In Verwickelungen dieser Art, Unzuverlässigkeiten, Widersprüchen
nach allen Seiten hin ist es unmöglich, sich eine feste Meinung zu
bilden, die als historisch gelten könnte. Man kann nur auf Ver-
muthungen gerathen, die denn wohl auch geäußert werden dürfen.
Klement gehörte jener Combination Rakoczy-Alberoni an, die eben
damals Europa umspannte; er hatte sich vor einigen Jahren von ihr
getrennt und der entgegengesetzten, besonders dem Hofe von Wien
angeschlossen. Allein er behauptet doch immer, mit Spanien in Ver-
bindung zu stehen, einige Monate früher sei er bei Alberoni gewesen:
jetzt denke er im Haag mit Franzosen zusammenzutreffen, welche die