Full text: Leopold von Ranke's sämmtliche Werke. 27. und 28. Band. Zwölf Bücher Preußischer Geschichte. Fünftes bis neuntes Buch. (27)

Erste Regierungshandlungen Friedrichs fl. im Innern. 281 
wird es gut sein, daß E. L. andere Grundsätze annehmen und sich 
gegen die Offiziere so verhalten, wie billig und recht ist.“ Den 
Fürsten von Anhalt hat er bald darauf erinnert, daß eine allzu 
scharfe Behandlung der gemeinen Soldaten sie um so geneigter mache, 
auf Desertion zu denken, und ihn ersucht, den zuverlässigen unter 
ihnen eine gewisse Erleichterung zu gewähren, was denn die zweifel- 
haften zum Wohlverhalten antreiben werde. Es war ihm unendlich 
angenehm zu hören, daß den Infanteristen, ohne die Fonds in Un- 
ordnung zu bringen, noch Einiges gegeben werden könne, dessen sie 
bisher entbehrten. 
' Und auch auf die, welche erst zu künftigem Dienst bestimmt 
waren, richtete er ein fürsorgendes Augenmerk. 
Am 4. Juni gebot er den Regimentern bei Verlust von Ehre 
und Reputation, die Enrollirten, noch nicht Eingetretenen mit allen 
Plackereien zu verschonen. Wir finden bald darauf, daß Offiziere, 
die sich so etwas beikommen ließen, verhaftet werden; er droht auch 
die Chefs deshalb auf das schärfste anzusehen. Einige starke Gewalt- 
samkeiten, die bei den Werbungen vorgefallen, ließ er ernstlich be- 
strafen, und sah gern, daß es bekannt wurde, „damit Jedermann 
wisse“, sagt er, „daß ich dergleichen Excesse nicht dulden will.“ Indem 
er den Generalen einschärft, ihre Regimenter complett zu halten, 
drückt er ihnen doch zugleich seine Erwartung aus, daß „die ge- 
wohnten Brutalitäten“ in Zukunft vermieden bleiben. 
Wenn er aber dergestalt die Gewaltthätigkeit, die dem Heer- 
wesen noch anklebte, auf jeder Stufe verfolgt, so versteht es sich 
gleichsam von selbst, daß er auch im Civil die Spuren von Willkür 
und einseitigem Durchgreifen zu verwischen suchte, mit denen es be- 
haftet war. 
Friedrich theilte die Aufregung, welche die Anmaßungen und 
Eingriffe jenes Eckart verursachten, welcher in außerordentlichem Auf- 
trag nach Preußen gesendet, die königlichen Kassen daselbst auf Kosten 
des Landes bereichern wollte; er entzog ihm unverweilt seine Amts- 
gewalt und nahm ihm sogar das Ehrenkreuz, das er trug). Was 
er den Ministern gesagt, schärfte er auch den Kammern ein, daß sie 
nicht allein für des Königs Interesse, sondern ebenso gut zum Besten 
des Landes zu arbeiten hätten; die Präsidenten erinnerte er, ihren 
1) Manteuffel à Brühl 3. Juni. II y en #voit, qui opinoient à 
un traitement bien plus rude, voulant, qu' Eccard fut pour le moins 
pendu.
	        
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