Full text: Leopold von Ranke's sämmtliche Werke. 27. und 28. Band. Zwölf Bücher Preußischer Geschichte. Fünftes bis neuntes Buch. (27)

Erste Regierungshandlungen Friedrichs II. im Innern. 283 
sophen Wolf erinnerte, und nicht ruhte, bis er ihn seinem Catheder 
zurückgegeben hatte. ( 
Bei dem allgemeinen Aufsehen, das diese Dinge in der Welt 
machten, breitete sich die Meinung aus, als werde der junge Fürst, 
in diesem Sinne immer weiter gehend, leicht das ganze System seines 
Vaters umstoßen; und Viele, die dessen Werth nicht zu würdigen ver- 
mochten und nur das Drückende empfanden, das es in sich trug, 
begrüßten diese Aussicht mit Freuden. Bald aber sollten sie Friedrich 
anders kennen lernen. Einen Eckart, der moralischen Anstoß gab, 
ließ er fallen, einen Mann von Verdienst wie Boden, den die Menge 
von jenem nicht zu unterscheiden verstand, wußte er vollkommen zu 
würdigen. Man hat eine Erzählung, nach welcher Boden bald im 
Anfang von einigen Hofleuten habe gestürzt werden sollen, durch die 
Vernunft und Nachdrücklichkeit seiner Vorstellungen aber erst recht in 
Ansehen gelangt sei 1). Dessen bedurfte es jedoch schwerlich. Boden 
hat den jungen Fürsten in den letzten Tagen der vorigen und den 
ersten der eigenen Regierung in das innere Getriebe der Finanzen 
eingeführt, das er besser als irgend ein Anderer übersah und dabei 
dessen Hochachtung erworben. Friedrich ließ ihm eine der ersten 
Gnadenbezeigungen zu Theil werden, die er überhaupt erwies: er 
schenkte ihm, als Anerkennung für die vielfachen Dienste, die er ge- 
leistet, dasselbe Haus, das früher für Eckart bestimmt gewesen. In 
den ersten Jahren war und blieb Boden der Mann des Vertrauens 
in finanziellen Angelegenheiten. Schon das Gerücht von einem zu 
erwartenden Systemwechsel hielt man für nachtheilig genug, um es 
ausdrücklich zu widerlegen. Der König ließ den verschiedenen Kam- 
mern eröffnen, er denke die Einrichtungen seines Vaters auf das 
strengste festzuhalten: in Bezug auf Accise und Zoll sowohl, wie auf 
Contribution und Beitreibung der Pachtgelder von den Domänen. 
Bei der ersten Rechnungsabnahme, Trinitatis 1740, zeigten sich nicht 
unbedeutende Rückstände; der König forderte die ungesäumte Bei- 
treibung derselben bis zu einem Termin, den er setzte. 
Wie übereilt war es überhaupt, von jenen vereinzelten Ab- 
weichungen auf eine Aenderung des Systems zu schließen. Weit ent- 
fernt das Wesen desselben anzutasten, hoben sie es vielmehr reiner 
heraus, indem sie nur Anomalien abstellten, durch die es verunstaltet 
wurde. 
1) In dem sonst anerkennungswürdigen Buche von König findet sie sich; 
sie ist aber auch in Hinsicht der Zeit nicht mit den Aufzeichnungen von Pöllnitz 
zu vereinbaren.
	        
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