292 Siebentes Buch. Zweites Capitel.
Nachlaß Abhandlungen über Physik und Alterthümer, Architektur und
Kriegskunst, Sprache und Historie abwechseln, und der sich zugleich
mit Wahl und Sorgfalt ausdrückt. Was sich in seinen Schriften
zeigt, Beobachtungsgabe, unmittelbar einleuchtendes treffendes Urtheil,
machte seinen Umgang für Friedrich unendlich anziehend; es schien,
als langweile er sich, wo er Algarotti nicht antraf. Dieser, der ein
unabhängiges Vermögen besaß, ward von einer Stellung nicht ge-
reizt, welche Jordan für ein Glück hielt; doch war es ein Miß-
verständniß, wenn er in den höheren Staatsdienst aufgenommen
werden wollte: im praktischen Leben bewährte er die sichere Gabe
nicht, die ihm für die Literatur beiwohnte. Die Hofleute in Char-
lottenburg fanden ihn anmaßend und unerträglich.
Gegen Rheinsberg war nun aber der gewaltige Unterschied, daß
nicht mehr die Studien, sondern die Staatsangelegenheiten die vor-
nehmste Beschäftigung bildeten. Den frühesten Morgen behielt sich
der König allein vor, mochte er seinen Kaffee im Garten nehmen
oder in seinem Zimmer arbeiten. Dann hielten die Cabinetsräthe
ihren Vortrag, die Minister erschienen, und nicht allein die Zahl,
sondern auch die Bedeutung der Erlasse, welche die ganze Staats-
verwaltung umfassen, bürgerliche und militärische, innere und äußere
Dinge, zeigen, mit welchem angestrengten Eifer vom ersten Augenblick
an gearbeitet wurde. Gegen Mittag ritt der König mit seinen Ge-
neraladjutanten zu einer militärischen Uebung oder zu einer Parade
nach der Stadt, bald sah man die ganze Gesellschaft in gestrecktem.
Galopp nach Charlottenburg zurückkehren. Bei Tafel, wo Alles bei-
sammen war, sprach der König oft mit kaustischem Witz: jede Ant-
wort gefiel ihm, wenn sie nur treffend war. Des Abends nahm er
an einem kleinen Concert Antheil: er spielte, wie sächsische Virtuosen
sagen, fast besser, als einem König zukomme 1); es galt für eine
Bevorzugung, demselben beiwohnen zu dürfen. Ein sehr einfaches
Leben, mit dem nicht Alle zufrieden waren. Schon damals haben
ihn Manche als den Abt, und sich als die Conventualen bezeichnet.
Am 22. Juni fand das Leichenbegängniß Friedrich Wilhelms I
in Potsdam statt. Friedrich II ließ es auch deshalb mit aller Feier-
acharnement, J'ai toujours soutenu les interets de la religion chrétiennc,
duoiqduc ⅝fort éloigné des idces des théologiens. — VII. m'a toujours
soupconné de socinianisme. (In der Akademischen Ausgabe der Oeurres
de Frédeéric T. XVII, p. 264.)
1) Quc ce monarque non sculement s'y connaissait à fond, mais
du’il jouait dirinement bien.