Full text: Leopold von Ranke's sämmtliche Werke. 27. und 28. Band. Zwölf Bücher Preußischer Geschichte. Fünftes bis neuntes Buch. (27)

Erste Regierungshandlungen Friedrichs II. im Innern. 293 
lichkeit und dem erforderlichen Aufwand vollziehen, damit Niemand 
sagen möchte, wegen des früher Vorgefallenen sei ihm das Andenken 
des Vaters minder werth. Daß ihm dies Niemand angetastet hätte! 
Auf das Gerücht, ein Amsterdamer Buchhändler lasse ein Leben 
Friedrich Wilhelms drucken, beauftragte er seinen Gesandten, sich mit 
dem Inhalt der Schrift bekannt zu machen, und wenn sie etwas ent- 
halte, was dem Ruhme des Fürsten zuwiderlaufe, die Herausgabe 
zu verhindern). 
Die Ceremonie der Bestattung war dem Charakter des Ver- 
storbenen gemäß durchaus militärischer Art. Friedrich wollte keinen 
Ceremonienmeister um sich haben — wozu sich Pöllnitz anbot — er 
war nur von Generalen, wie Fürst Lcopold oder der Herzog von 
Holstein-Beck, umgeben, denen sich eine große Anzahl anderer Offiziere 
nicht eben in strenger Ordnung anschloß. Noch einmal sah man hier 
die drei Bataillone des großen Regiments mit aller gewohnten Prä- 
cision — auch die zuletzt Eingestellten waren auf das sorgfältigste 
eingeübt worden — ihre Uebungen machen und dem Fürsten, der sie 
gestiftet, ganz in dem ihm angeborenen Sinne die letzte Ehre er- 
weisen. Man widmete ihnen um so größere Aufmerksamkeit, da man 
wohl wußte, daß es das letzte Mal sei, daß man sie sah. 
Friedrich fand den Aufwand, den das Regiment nöthig machte 
man berechnete die Kosten auf jährlich 202,518 Thaler — mit dem 
Nutzen, den es stiften konnte, nicht in Verhältniß, und beschloß es 
aufzulösen, obgleich der Vater die Beibehaltung desselben gewünscht 
hatte. Die tüchtigsten und schönsten, nicht eben die hochgewachsensten 
Leute verband er mit dem Regiment, das er als Kronprinz geführt 
hatte, und bildete sich daraus eine Garde zu Fuß, in drei Bataillonen. 
Die zurückgestellten Giganten, meistens Raizen und Ungarn, wurden 
in die Sternschanze nach Magdeburg geschickt, wo man sie absterben 
lassen, oder wenn einer davonlaufe, ihm nicht nachsetzen wollte 2). 
1) Er schrieb ihm das den 21. Juni, den Tag vor der Ceremonie. 
Taisez vous, sagte er zu Pöllnitz, der sich einige Plaisanterien erlaubte: je 
respecte la mémoire de mon pere et je veux due mes gens la respec- 
tent pareillement. 
2) Militärische Nachricht bei Manteuffel. Aus des hochsel. Königs Leib- 
regiment sind die schönsten, so von guter Größe, ausgesucht worden, wovon 
das 1. Bataillon Fußgarde formirt worden und sind bis dato noch die größesten; 
welches Ihro Hoheit Prinz Ferdinand bekommt, die übrigen sind theils an 
die Feld Regimenter verschenkt, theils ausgetauscht worden für gute 9 und 
10 zöllige Kerls. Unter andern sind viele verabschiedet, auch einige avancirt
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.