Drittes Capitel.
Auswärtige Geschäfte in den ersten Monaten.
In jenem seinem letzten „Discurs“, auf den wir zurückkommen
wollten, hatte Friedrich Wilhelm, wie schon bemerkt, nicht viel von
Freundschaft und zuverlässiger Verbindung mit irgend einer Macht
zu rühmen. Als die befreundetste von allen seit langer Zeit bezeich-
nete er Dänemark, wie er denn überhaupt den Rath gab, mit den
benachbarten norddeutschen Höfen — Cassel, Wolfenbüttel, Dresden
ein gutes Vernehmen aufrecht zu erhalten. Dagegen erschienen ihm
die Machthaber in Schweden, so lange nach dem nordischen Kriege,
noch immer als gefährlich, und wohl um so mehr, da sich auch das
früher so enge Verhältniß zu Nußland in den letzten Jahren gelockert
hatte; dieser Macht gegenüber empfahl der König eine vorsichtige,
eher neutrale Haltung: man habe keinen Grund, sich viel von ihr zu
versprechen, doch leuchte ein, daß man in einem Kriege mit ihr mehr
verlieren als gewinnen könne. Die dringenden Fragen lagen jedoch
auf einer andern Seite; besonders ausführlich erklärte er sich über
die vier Mächte, die an der jülich-bergischen Sache Theil nahmen, die
sein vornehmstes Augenmerk ausmachte. Dem Kaiser, sagte er, müsse
man geben, was des Kaisers sei, d. h. ihm mit aller der Rücksicht
entgegenkommen, die das Oberhaupt des Reiches von einem Reichs-
stand fordern könne, aber man dürfe nicht vergessen, daß er dem
Hause Oesterreich angehöre, welches seinen eigenen Vortheil suche und
den unabänderlichen Grundsatz befolge, das Haus Brandenburg eber
kleiner zu machen als größer. So stehe Preußen zwar mit den
Holländern in dem Verhältniß alter Freundschaft und guter Nachbar-
schaft, aber jede Vergrößerung der Macht desselben, namentlich an
ihren Grenzen, werde von ihnen nur mit scheelen Augen angesehen.