Full text: Leopold von Ranke's sämmtliche Werke. 27. und 28. Band. Zwölf Bücher Preußischer Geschichte. Fünftes bis neuntes Buch. (27)

302 Siebentes Buch. Drittes Capitel. 
ihn nur einmal unter mehreren Diplomaten: und da der Gesandte 
erklärte, der Erbvertrag behalte seine bindende Kraft, möge man ihn 
erneuern oder nicht, so beschied ihn endlich der König, daß es dabei 
dann auch sein Bewenden haben müsse; in neue Allianzen könne er 
sich unmöglich einlassen, so lange seinem Vater nicht einmal die letzte 
Ehre erwiesen worden sei. Man muß gestehen, daß nach der Dring- 
lichkeit von dessen letzter Ermahnung dieser Grund gerade gegen diese 
Verbindung eine innere Kraft hatte. Münchhausen beklagte sich, daß 
man dem Eifer seines Hofes nicht mit einem gleichen entspreche, und 
kehrte fast beleidigt nach Hause zurück. 
Wenn bei Friedrich von Hinneigung die Rede war, so galt diese 
in der That mehr den Franzosen als den Engländern. 
Indem er sich entschloß zu förmlicher Anzeige von seinem Re- 
gierungsantritte den Grafen von Truchseß-Waldburg an den englischen, 
den Obersten Camas an den französischen Hof zu schicken, Beide mit 
der Ermächtigung, sich in nähere Unterhandlungen einzulassen, be- 
obachtete er doch den Unterschied, daß er nur den Letzten mit eigent- 
lichen Anträgen beauftragte, während Jener nichts als hören und 
berichten sollte. Und wie ganz Unrecht hatten die Franzosen, wenn 
sie in der Sendung eines Mannes von einem feudalistischen Namen 
eine Bevorzugung, die dem englischen Hofe erwiesen werde, zu sehen 
glaubten. Friedrich entgegnete auf eine Andeutung darüber, daß es 
in Preußen nur auf den Rang in der Armee ankomme. In der 
That waren sie vielmehr die Bevorzugten. Friedrich hatte Camas 
seit lange zu seiner vertrautesten Gesellschaft gezogen, hegte zu seiner 
Geschicklichkeit und Treue eine unbedingte Zuversicht: er sagt aus- 
drücklich in der Instruction für denselben: die Sendung, die er ihm 
anvertraue, sei in diesem Augenblick die wichtigste, die er Jemanden 
übertragen könne 1). 
Der Auftrag, den er ihm gab, ging nun aber ganz nach dem 
Rathe seines Vaters dahin, die angebahnte Verbindung mit Frank- 
reich noch weiter zu entwickeln, wofern ihn dies von jenen unbequemen 
Beschränkungen losspreche, denen die Besitznahme von Berg dem letzten 
Vertrage zufolge unterliegen sollte. Er rechnete darauf, daß Frank- 
1) Je Maurois pn choisir ni un plus honnete ni un plus digne 
hommc pour la commission la plus importante qu'on a p0 donner dans 
les conjonctures présentes. Die geheime Instruction ist eigenhündig. Eine 
allgemeine Weisung, die sich darin findet, ist: Vous payerez Daroles ve- 
loutées de paroles veloutées et les réalités d’autres ralités.
	        
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