306 Siebentes Buch. Drittes Capitel.
Auf den König machte es einen tiefen Eindruck, und er faßte
es ganz, daß seinem Emporkommen in der Nähe des Rheins die
natürliche Richtung der französischen Politik entgegenstehe, und daß
er dort nichts von ihr zu erwarten habe.
Ueberhaupt aber war ihm eine stolzere Rolle in der Welt-
geschichte bestimmt, als die ihm ein so frühes und entschiedenes An-
schließen an Frankreich eröffnet haben könnte.
Jetzt suchte er sich nur ohne Aufsehen und Beleidigung zurück-
zuziehen, und näherte sich ernstlicher dem englischen Hofe.
Und hier fand er nun ein unumwundenes Entgegenkommen.
Georg II erinnerte ihn „als Freund, Verwandter und guter Nach-
bar“, sich ja nicht mit Frankreich einzulassen, das mit den rheinischen
Kurfürsten in viel zu enge Verbindungen verflochten sei, um etwas
für ihn zu thun; überhaupt kein Protestant dürfe von da Begünsti-
gung erwarten. Er sprach mit einer Bewegung und Wärme, wie
der Gesandte nie an ihm wahrgenommen: über die Ansprüche auf
Berg ließ er sich so günstig wie möglich aus. Die deutschen und
englischen Minkster bezeichneten ihren Hof als denjenigen von allen,
welchem die Vergrößerung von Preußen am wenigsten widerwärtig
sei. Beide vereinigt würden jede Allianz schließen können, die sie
wünschten, und das entscheidende Wort in Europa sprechen.
Friedrich II hatte vermieden, auf seiner Reise an den Rhein
nach der Göhrde zu kommen, wo der König von England sonst gern
eine Zusammenkunft veranstaltet hätte; er ließ sich auch bei der Rück-
reise von Cleve nicht bewegen, seinen Weg über Hannover zu nehmen;
ein Fieber, das ihn auf dem Wege von Straßburg nach Wesel be-
fallen, bot ihm eine natürliche Entschuldigung dar; allein seine Er-
klärungen fingen an freundlicher und eingehender zu lauten als
bisher.
Er sprach den Wunsch aus, daß man ihm einen Minister von
Gewicht und Vertrauen schicken möge, um mit demselben über eine
engere Vereinigung zu unterhandeln; doch setzte er für eine solche im
voraus zwei Bedingungen fest, die eine, daß man ihm entsprechende
1) Truchseß 2. Juli. Harrington sagt ihm: qu'il 'étoit pas raison-
nable de croirc, qdue I’agrandissement des etats de V. A. puisse causer
de la jalousie à I’Angleterre quc ces deux puissances réunies pourroient
ètre süres de leur fait à l’égard d’autres alliances duiils pourroient
trouver conwenables; qu’ils jäoneroient sürement alors le plus grand role
dans I'Europe. 6