Full text: Leopold von Ranke's sämmtliche Werke. 27. und 28. Band. Zwölf Bücher Preußischer Geschichte. Fünftes bis neuntes Buch. (27)

308 Siebentes Buch. Drittes Capitel. 
Auch dagegen machte Rußland wohl eine Einwendung. Es trug 
Bedenken, die Mächte zu nennen, gegen welche es die Provinz ver- 
theidigen wolle, aber es verstand sich zu einer Zusage, welche dies 
unnöthig machte; es verpflichtete sich ganz im Allgemeinen zu einer 
Hülfe vom 12,000 Mann gegen eine gleiche, welche Preußen versprach. 
Die Entfernung der Orte und die Langsamkeit der Verbindungen 
verursachte, daß diese Uebereinkunft erst etwas später völlig zu Stande 
kam, aber schon im October 1740 waren alle Bestimmungen ver- 
abredet, eben damals, als Friedrich II sich von Frankreich abwandte 
und mit England in nähere Beziehungen trat ½). 
Und da nun Rußland in vertrautem Verhältniß zu England 
stand, zunächst um Schweden zu verhindern, im Bunde mit Frankreich 
die Hand nach seinen alten Besitzungen, Liefland auf der einen, Bre- 
men und Verden auf der andern Seite auszustrecken, so erschienen die 
Dinge zum Abschluß eines großen Bündnisses zu Gunsten Englands 
gegen Frankreich wohl vorbereitet 2). 
Auch mit Oesterreich unterhandelte der König und die äußeren 
Bezeigungen waren sehr günstig. Der außerordentliche Gesandte, der 
den Regierungswechsel zu melden nach Wien kam, Oberst Münchow, 
hatte sich der besten Aufnahme zu erfreuen, besonders bei der Kaiserin, 
welche in Friedrich II ein Mitglied der braunschweigischen Familie 
sah und bei dem Herzog von Lothringen, der sein erstes Begegnen 
mit demselben einst in Berlin, wobei sie Freundschaft geschlossen zu 
haben meinten, nicht vergessen hatte; Alles pries die ersten Regierungs- 
handlungen des jungen Königs. 
Rücken gegen Sachsen, Polen und Schweden frei und sicher zu halten sich 
verpflichte (31. Juli); — bei dem letzten blieb der König dann stehen: Reso- 
lution für Mardefeld in St. Petersburg: Wesel 7. Septb. „soll blos suchen 
zu erhalten, daß sie im Fall eines Krieges Preußen den Rücken sicher balten 
wollen.“ Er hätte übrigens gern leichte Reiterei, z. B. Cosacken, in seinen 
Sold genommen. 
1) Der Herzog von Curland stimmt am 1. October bei: qu'en cas de 
guerre et quand après la mort de I’Elr Palutin on voudrait faire des 
d#versions & VK. dans ses états, la Russie lui tiendra le dos libre 
coutre tous ceux, qui voudroient I’attaquer mais Principalement contre 
la Saxe, la Susde et la Pologne etc. Ostermann wünschte die drei Namen 
vermieden zu sehen. 
2) Am 21. September schreibt der einer franzsischen Allianz wenigstens 
sehr abgeneigte König an Podcwils: je crois de mes intéreis d'eriter 
Avec soin une nourelle alliance avec la France qui en retireroit tous 
les fruits.
	        
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