Full text: Leopold von Ranke's sämmtliche Werke. 27. und 28. Band. Zwölf Bücher Preußischer Geschichte. Fünftes bis neuntes Buch. (27)

Auswärtige Geschäfte in den ersten Monaten. Herslall. 313 
Der König nahm das den Unterthanen nicht so übel, wie dem 
Bischof, der sie verführe und in Allem seine Hand habe. 
Es war Louis, ein jüngerer Sohn aus dem Hause Berghes, 
den man einst in Brüssel geringer Gestalt hatte einhergehen sehen, 
der aber, seitdem er zu dieser geistlichen Würde gelangt, und ein 
Fürst des heiligen römischen Reiches geworden war, um so größeres 
Selbstgefühl blicken ließ. Er behagte sich darin, durch Erhöhung der 
Zölle an der Maas, oder der Einfuhrabgaben, z. B. auf das luxem- 
burgische Eisen, seine Nachbarn von altfürstlicher Herkunft die Be- 
deutung und Gewichtigkeit eines Bischofs von Lüttich fühlen zu lassen; 
er soll gesagt haben, er werde „seine Unterthanen“ in Herstall vor 
den preußischen Eingriffen zu schützen wissen. Der König gab ihm 
Schuld, er habe nicht allein die Rebellion geflissentlich genährt, sondern 
sich an preußischen Offizieren vergriffen, einem königlichen Gesandten 
Gehör zu geben verweigert, überhaupt den preußischen Namen be- 
leidigt 1). Es sei nicht eigentlich ein Rechtshandel zwischen ihnen, 
sondern fast eine persönliche Sache, welche er mit ihm Fürst gegen 
Fürst auszumachen habe. 
Am 7. September 1740 erschien der preußische Geheimerath 
Rambonnet in Lüttich, um den Bischof zu fragen, ob er auf der 
Souveränetät, die er sich ungerechter Weise über Herstall anmaße, 
ferner zu bestehen, und die Rebellen daselbst zu unterstützen gedenke; 
er forderte eine kategorische Antwort hierüber binnen zwei Tagen. 
Der Bischof antwortete, in so kurzer Zeit könne er nicht einmal seine 
Räthe zusammenberufen; als Reichsfürst sei er nicht gewohnt, auf 
diese Weise behandelt zu werden. 
Hierauf trug der König kein Bedenken weiter, den Schritt zu 
thun, zu dem sein Vater sich nie hatte entschließen können; er befahl 
dem Generalmajor Bork, mit 12 Compagnien Grenadiere, einer Es- 
cadron Dragoner und dem nöthigen Geschütz in die lüttichsche Graf- 
schaft Hoorn einzurücken. Friedrich verschmähte, was ihm gerathen 
worden war, einige Notabeln des Landes aufzuheben, um sie als 
Geißeln für seine Rebellen zu behalten; er wollte nur dem Bischof 
zum Bewußtsein bringen, daß er mit einem mächtigen König zu thun 
habe. In dem Manifest, das er erließ, sagte er: es sei ihm kein 
Mittel übrig geblieben, um Gerechtigkeit zu erlangen; als großer 
1) Die Minister nahmen das Netorsionsrecht in Anspruch „on seroit 
bien à plaindre, si on devait se laisser insulter impunement par chaque 
voisin sans oser röprimer la violence par la violence“ (30. Septemb).
	        
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