Full text: Leopold von Ranke's sämmtliche Werke. 27. und 28. Band. Zwölf Bücher Preußischer Geschichte. Fünftes bis neuntes Buch. (27)

26 Fünftes Buch. Erstes Copitel. 
Deutschland und den Norden in den Krieg zu veriwickeln drohte, wurde 
friedlich ausgetragen. In jenem durch Klement veranlaßten Con- 
flict ließ der König Friedrich Wilhelm erklären: er sei entfernt davon, 
des Herzogs hartherziges Verfahren gegen seinen Adel gutzuheißen, 
oder gar denselben gegen die kaiserlichen Mandate in Schutz zu 
nehmen; er wolle vielmehr Alles thun, um den GCzar zur Zurück- 
ziehung seiner Truppen zu vermögen. Diese erfolgte dann auch, nur 
unter der Bedingung, daß es in der Sache von Mecklenburg nicht 
ganz und gar auf das Verderben des Herzogs abgesehen sei. Fried- 
rich Wilhelm hatte nichts dagegen, daß die Execution durch braun- 
schweigische Truppen vollzogen wurde. Damit fielen dann auch alle 
jene Entwürfe, bei denen es auf das Verderben Preußens abgesehen 
war, in Nichts zusammen. Hierauf konnte man dazu schreiten, das 
Einverständniß mit England wiederherzustellen. 
Noch waren dort die Männer der französischen Allianz, Stanhope 
und Sunderland, am Ruder. Mit den gegen Preußen gerichteten Ent- 
würfen Bernstorffs waren sie doch nie einverstanden gewesen 1) sie ließen 
den König Friedrich Wilhelm wissen, er möge sich in den particularen 
Streitigkeiten mit Hannover nachgiebiger erweisen; die englische Nation, 
der daran nichts liege, werde ihm ein andermal ihre Freundschaft an 
den Tag legen. Aber auch abgesehen von den hannoverschen In- 
teressen bot eine Verständigung zwischen Preußen und England große 
Schwierigkeit dar. Die englische Politik war damals noch vor allem 
gegen Rußland gerichtet, wie denn bereits eine englische Escadre zur 
Entscheidung der nordischen Streitfrage in der Ostsee erschien. Ein 
englischer Gesandter war dann in Berlin eingetroffen, um einen defini- 
tiven Vertrag zu Stande zu bringen, wozu der Tod Carl XII freien 
Raum gemacht hatte. 
Der Entwurf hatte nicht sogleich den Beifall Friedrich Wilbelms, 
der dadurch in seinen Beziehungen zu Rußland gestört zu werden 
fürchtete. Den vornehmsten Anstoß gab ihm ein Artikel zu Gunsten 
Polens, der gegen Rußland gedeutet werden konnte. Der König wei- 
gerte sich, ihn anzunehmen: denn er wäre dadurch mit seinen Ver- 
pflichtungen gegen Rußland, die er, wie Alles, was er trieb, mit 
ganzer Seele ergriffen hatte, in Widerspruch gerathen. Aber nicht zu 
leugnen war und die Minister stellten es dem Könige mehr als ein- 
mal vor, daß es für ihn und sein Land einen unschätzbaren Vortheil 
bilde, mit England und Frankreich Hand in Hand zu gehen; denn 
1) Schreiben von Stanhope bei Coxe Walpole I, S. 323.
	        
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