Ursprung der Unternehmung auf Schlesien. 317
an den Grenzscheiden der mittleren und neuen Jahrhunderte, Maxi-
milian und Carl V., von denen der eine, unermüdlich in Entwürfen,
ritterlich und geheimnißvoll vorbereitete, der andere durch die Ver-
bindung Italiens und Spaniens mit Deutschland, und eines andern
Continents mit Spanien auch das von jenem nicht Geahnte aus-
führte, obschon keineswegs Alles, was er selber wollte; um sie her
gruppiren sich alle Früheren und Späteren mit verwandtem Wesen
und Ideen: denn es ist eine gemeinschaftliche Ader in den großen
Geschlechtern; ihre Aehnlichkeit in sich, eine andere als die zeitgenossen-
schaftliche, bildet einen besondern Durchschnitt in der Geschichte —i
ein halbes Jahrtausend hindurch haben diese Habsburger erworben,
erobert, behauptet, die Welt durch einen eigenthümlichen Begriff von
Macht und Religion, der sich ihnen im Besitze der kaiserlichen Würde
bildete, in Bewegung gesetzt, und besonders in der Epoche der con-
fessionellen Kämpfe durch strenges Festhalten und leises Abweichen,
mehr oder minder freiwilliges Dulden und gewaltsames Niederwerfen
entscheidend eingegriffen: jetzt, indem diese Zeiten zu Ende gingen
und sich in andere Weltbestrebungen umsetzten, war auch die Epoche
des Hauses vorüber; der letzte männliche Sproß von beiden Linien
ging zu seinen Bätern.
on vorlängst einmal, eben in den Zeiten Kaiser Carl #V,
hatten die deutschen Fürsten auf die Möglichkeit der Erledigung dieser
großen Erbschaft Bedacht genommen. Durch ihre Wahl war das
Erzhaus zu dem Kaiserthume gelangt; als die Rede davon war, diese
Würde auch ferner bei demselben zu lassen — eventuell bei der spa-
nischen sowohl, als bei der deutschen Linie — ist die Erwartung auf-
getaucht und ausgesprochen worden, daß dereinst, wenn der Manns-
stamm desselben abgehe, sämmtliche Länder, die es besitze, also auch
Spanien und das damit verbundene Westindien mit dem Reiche, das
noch den Namen des römischen führte, vereinigt, und den deutschen
Fürsten und Kurfürsten zu Lehen gegeben würden 1)
Gedanken von unendlicher Aussicht haben die alten deutschen
Fürsten und ihre Rathgeber zuweilen gehegt. Wie die meisten an-
deren europäischen Throne an deutsche Fürstenhäuser gelangt sind, so
1) In einem Aufsa, hütliche Mittel von 1546: das so sich der Fall zu-
triege, das das Haus Oestreich on manlich leibs erben gar absterb, das alls-
daun alle jene Kunigreich und Furstenthumb ouch dem hayligen Remischen
Reych ond Kayserthumb haoimfallen — ond den Theutschen Churfursten vnd
Fursten lehen verlihen werden n oll. — S# „Deutsche Geschichte im Zeitalter
der Reformation (Bd. VI, S. W. VI.