Urfprung der Unternehmung auf Schlesien. 325
nung der österreichischen Erbfolge Streit ausbreche, die eigenen Rechte
zur Anerkennung zu bringen.
Die letzten Erfahrungen bewiesen nun aber, daß in Güte und durch
Vertrag niemals etwas erreicht werde; nicht einmal in einem Falle, der
keine Bedeutung für die eigenthümliche Macht des Hauses Oesterreich
hatte, geschweige denn in einem solchen, der einen großen Verlust einschloß.
Sonderbarerweise war Friedrich an den schlesischen Anspruch noch
auf eine andere Art gemahnt worden. Kurz vor dem Tode des Kai-
sers ersuchte ihn ein französischer Agent um ein Anlehen gegen Ver-
pfändung der nächstgelegenen schlesischen Bezirke. Die Minister brachten
dabei zur Sprache, daß eben dies das Land sei, aus dem seine Vor-
fahren einst verjagt worden seien.
Ueberhaupt hatte sich in dem Hause die lebendige Ueberzeugung
fortgepflanzt, daß ihm ein großer Theil von Schlesien von Rechts-
wegen gehöre; sie war ein Axiom der Staatsmänner geworden, an
dessen Wahrheit sie nicht zweifelten.
Denken wir uns den Fürsten, in dem sich ein gereiztes Nach-
gefühl der jüngsten Irrungen mit dem vielleicht unentwickelten, aber
um so kräftigeren Bewußtsein uralter, seinem Hause entrissener Rechte
durchdrang, deren Durchführung ihn erst zu einem wahrhaft mäch-
tigen König machen konnte — in einem Augenblick, wo der Eintritt
des Todesfalles, von dem so viel gesprochen worden, die gewohnten
Verhältnisse in Europa und dem Reich auflöste, — einen jungen
Mann, den nach Thaten dürstete, nach einem großen Namen, und
der sich im Besitz einer unwiderstehlichen Kriegsmacht sah. Am
28. October gelangte die Nachricht von dem Tode des Kaisers nach
Rheinsberg. Man sagt: Friedrich erblaßte, als er sie vernahm##);
es war, als fühle er, daß sein Schicksal ihn rufe.
Sonst hegte Friedrich, da im Bergischen Alles beim Alten blieb,
in diesen Tagen eigentlich nur Gedanken des Friedens. Er hatte
1) Die Angabe ist bezweifelt und mißdentet worden. Ich füge jetzt die
Worte des französischen Berichterstatters hinzu, die dabei zu Grunde liegen.
Schreiben Valori's vom 29. October: on me dit, quc le roi de Prusse
à Touverture du paquet qui annonçait cette mort avait paru étonnd
et avait pali. Ueberhaupt darf ich meine Nachfolger in der Forschung wohl
bitten, meinen Angaben auch dann einige Rücksicht zu schenken, wenn dieselben
von den ihnen vorliegenden Acten nicht geradezu bestätigt werden. Ich hatte
authentisches Material zur Hand, auch da, wo ich es es nicht citire. Alles
und Jedes urkundlich zu belegen, würde bei dem Umfang der Vorlagen un-
thunlich gewesen sein.