338 Siebentes Buch. Viertes Capitel.
daß man auf diese Art so gut wie nichts ausrichten werde; nur der
habe ein Land inne, wer die Festungen besitze: in der Unterhandlung
möge man sich so gelind zeigen, wie man wolle; in demselben Maße
aber müsse die Kriegsoperation feurig und entschieden sein; sie müsse
geführt werden, als wenn niemals eine Abkunft zu erwarten wäre.
Eine so sonderbare Stellung hat wohl kaum jemals ein Ge-
sandler gehabt, wie der Marquis Botta d'Adorno, der im Anfang.
des December mit Aufträgen des Wiener Hofes anlangte. Seine
Instructionen waren freundschaftlicher Art; er war sogar zu An-
erbietungen ermächtigt, bei denen jedoch jede Abtretung eines kaiser-
lichen Gebietes ausgeschlossen war. Auf seinem Wege nun, den er
durch Schlesien genommen, sah er Alles mit Kriegsbereitungen gegen
eben dieses Land hin erfüllt. Als er in Berlin anlangte, erschien es
wie ein Feldlager, das im Aufbrechen begriffen ist. Am 4. December
des Morgens zog die Artillerie, die sich unter den Linden vereinigt,
nach der Frankfurter Landwehr: der König stand am Schloß, um sie
vorbeiziehen zu sehen; am 5. nahmen die Maulthiere, welche die
Feldequipage des Königs führten, denselben Weg; am 6. setzte sich
das Sydowsche Regiment, an das sich Kleist und Grävenitz anschlossen,
nach Müncheberg in Bewegung. Die Truppen, die jetzt zuerst die
Trauer ablegten, nahmen sich parademäßig und prächtig aus. Botta,
im äußersten Erstaunen über Alles, was er sah und denken mußte,
suchte bei seiner Audienz etwas mehr zu erforschen, doch schien er
zugleich warnen zu wollen. Er sagte, er habe die Landstraßen in
Schlesien fast ungangbar gefunden; der König erwiederte: wer die
Reise zu machen habe, werde schon Mittel finden, durchzukommen; die
einzige Gefahr sei, daß er beschmuzt anlange 1). Botta fuhr fort:
das preußische Heer sei schön, aber das österreichische habe den Feind
gesehen; der König antwortete ein wenig gereizt, man solle erfahren,
daß seine Truppen ebenso gut seien wie schön. Botta beschwor den
König und seine Minister, um Gottes Willen nichts zu übereilen,
wenigstens noch ein paar Tage zu warten, bis er auf eine Anfrage,
die er sogleich gethan, Antwort empfange. Das konnte aber jetzt
nichts mehr ändern, nachdem Alles schon in Gang gesetzt war.
Ein gewisser Widerspruch regte sich in Berlin, wo Viele dem
jungen Fürsten nicht zutrauten, daß er mit einem Unternehmen, wie
1) Nach der ersten Redaction der Memoiren: qduc ceux qui auraient à
faire ce chemin aviseront aux moyens d'y passer; — — elles ont vu
P’ennemi.