Full text: Leopold von Ranke's sämmtliche Werke. 27. und 28. Band. Zwölf Bücher Preußischer Geschichte. Fünftes bis neuntes Buch. (27)

Besitzergreifung von Schlesien. 351 
Amtswohnung am Salzring herabstieg, werde ich niemals wieder 
betreten. 
Und da nun, zwar keineswegs die erwarteten Nachrichten von 
Wien, aber doch andere erwünschten Inhalts einliefen, besonders von 
dem günstigen Eindruck der Deduction des Kanzler Ludewig, die nun 
endlich erschienen war, worauf die Gesandten der Seemächte sehr ein- 
gehende Aeußerungen vernehmen ließen, so hatte der König einen 
Augenblick von Genugthuung und Gefühl des Glückes, wie ihm we- 
nige in seinem Leben beschieden sein sollten. 
Ich habe Breslau, schrieb er am 4. Januar an seinen Cabinets- 
minister, und will nun weiter gegen den Feind vorrücken. Bis zum 
Frühjahr hoffe ich ihn zu Grunde zu richten. Er meinte noch in 
diesem ersten Anlauf sich des gesammten Landes mit Einschluß der 
Festungen zu bemächtigen. 
In der That fiel Ohlau, gegen das er sich zunächst wandte, 
ohne Widerstand in seine Hand. Ehe noch ein Schuß geschehen, capi- 
tulirte der Oberst Formentini, wahrscheinlich, weil er seine Leute 
unnützerweise aufzuopfern besorgte. Er bedang sich aus, daß die- 
selben — an Zahl viertehalbhundert Mann — mit scharfem ge- 
schulterten Ober= und Untergewehr ihren Auszug nehmen, der König 
dagegen, daß sie weder in Neiße noch in Brieg bleiben, sondern un- 
verzüglich, über Zuckmantel, aus Schlesien abziehen sollten. Für 
Friedrich war die Einnahme eines einigermaßen festen Platzes so 
hoch an der Oder, wo nun Magazine angelegt, und die Kriegs- 
bedürfnisse mit Sicherheit gesammelt werden konnten, ein sehr be- 
deutender Fortschritt. 
Unaufgehalten hatte indeß auch Schwerin, an der Spitze des 
rechten Flügels, die fleißigen und gewerbreichen Städte, die sich am 
Fuße des Riesen= und Eulengebirges fortziehen, eingenommen; am 
7. Januar finden wir ihn in Frankenstein. 
Allmählich jedoch, je weiter man in diesen oberen Gegenden vor- 
rückte, wo die Landbevölkerung bereits katholisirt war, stieß man auch 
auf Gegenwehr. 
Ein Versuch auf Glatz, von welchem der König sich viel ver- 
sprach, weil das Land noch offen sei, mußte aufgegeben werden. 
Man fand die Brücken abgebrochen, die engen Pässe durch Verhaue 
gedeckt und durch Waldschützen vertheidigt, gegen die in dieser Jahres- 
zeit nichts auszurichten war, und vernahm, daß Glatz selbst in gute 
Bereitschaft gesetzt sei. 
Endlich erschienen auch Truppen der Königin im offenen Felde.
	        
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