Full text: Leopold von Ranke's sämmtliche Werke. 27. und 28. Band. Zwölf Bücher Preußischer Geschichte. Fünftes bis neuntes Buch. (27)

352 Siebentes Buch. Fünftes Capitel. 
Im ersten Drittheil des Januar hatte Browne ein kleines Corps zu 
Pferde und zu Fuß mit einer Anzahl Grenadiercompagnien beisam- 
men, und schien sich zu einigem Widerstand anzuschicken. 
Das erste Zusammentreffen der Preußen und Oesterreicher mit 
feindseligen Waffen fand dort unfern der Reiße statt, und es mag 
wohl vergönnt sein, desselben zu gedenken, da es eine so lange Reihe 
von Schlachten eröffnen sollte 5). 
Indem Schwerin auf dem Wege von Frankenstein und Camenz 
nach Ottmachau vorrückte, meldete ihm der Offizier, der die Avant- 
garde anführte, Lieutenant Milowitz, daß er jenseit eines nahen 
Dorfes, Ellgut, die lichtensteinischen Dragoner aufgestellt gefunden 
habe. Schwerin bemerkte ihm, er hätte das Gefecht sogleich eröffnen, 
und sie dadurch festhalten sollen, denn nichts wünschte er mehr, als 
den Feind endlich im offenen Felde zu finden; noch jetzt erklärte er 
das für möglich und nothwendig. Milowitz führte nur 26 Husaren, 
aber um zu zeigen, daß er sich nicht fürchte, stürzte er sich unver- 
züglich mit dieser geringen Mannschaft auf den Feind, und hieb in 
die Dragoner ein. Er selber führte seinen Säbel gewaltig, aber 
kaum hatte er ihn ein paar Mal gezückt, so stürzte er von einer 
Kugel getroffen nieder. Indem sahen die Dragoner, wie sich die 
preußischen Truppen in der Umgegend entwickelten; sie fürchteten von 
einer nahen Brücke abgeschnitten zu werden und wichen eilends von 
dannen. 
Diese persönliche Tapferkeit, die sich auch ohne Nutzen aufopfert, 
ward von Schwerin gleich darauf in Ottmachau abermals wie eine 
Pflicht herausgefordert. Leicht waren die Thore überwältigt und die 
Stadt besetzt, aber das alte Schloß, auf seiner terrassenförmig auf- 
steigenden Anhöhe, mit gewaltigen Ringmauern versehen, war nicht 
so leicht überwältigt; Browne hatte ein paar hundert Grenadiere 
hineingeworfen, die sich da auf die Weise des Götz von Berlichingen 
vertheidigten; die Aufforderung, die ihnen geschah, beantworteten sie 
mit einem Kugelregen. Des Verzuges müde befehligte der Feld- 
marschall einen Lieutenant des Bataillons Markgraf Friedrich, des 
Namens v. Happe, mit den Zimmerleuten desselben nach dem Schloß 
zu marschiren, und das Thor aufzuhauen, was sich dann freilich 
1) Offieieller Bericht vom 22. Januar im Journal de Berlin Nr. 42. 
Ich benutzte noch einige einer handschriftlichen Geschichte der schlesischen Kriege, 
welche der Königl. Generalstab aufbewahrt, eingeschaltete Notizen von Augen- 
zeugen. "
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.