Full text: Leopold von Ranke's sämmtliche Werke. 27. und 28. Band. Zwölf Bücher Preußischer Geschichte. Fünftes bis neuntes Buch. (27)

Besitzergreifung von Schlesien. 353 
unnütz zeigte, da sich dahinter noch andere Befestigungen fanden. 
Happe vollzog dies nicht allein, während von den Fenstern auf ihn 
geschossen ward; auch da nichts weiter zu erreichen war, und die 
Zimmerleute einer nach dem andern um ihn her verwundet oder ge- 
tödtet wurden, hielt er ruhig an seiner Stelle aus, bis der Feld- 
marschall für gut hielt, ihn abzurufen. 
Das Schloß behauptete sich, bis der König selbst in Ottmachau 
erschien, und die Grenadiere seiner Mörser ansichtig wurden. Hier- 
auf, am 12. Januar, ergaben sie sich zu Kriegsgefangenen; früher 
waren ihnen bessere Bedingungen angeboten, doch wollte der König 
diese jetzt nicht mehr gewähren. 
Kurze Zeit waren Friedrich und Schwerin vor Neiße beisam- 
men; gleich darauf trennten sie sich wieder. 
Der König unternahm einen Angriff auf Neiße: wenn man von 
ernstlichem und nachdrücklichem Widerstand reden will, so ist ihm ein 
solcher zuerst eben hier geleistet worden. Oberst Roth, derselbe, welchem 
der Dom von Breslau hatte anvertraut werden sollen, jetzt zum Com- 
mandanten von Neiße ernannt, hatte die Bürger den Eid der Treue 
erneuern lassen, und kein Bedenken getragen, die Vorstädte sämmtlich 
dem Feuer zu übergeben. Hiedurch ward der Ort wirklich haltbar; 
den auffordernden Trompeter wies man mit Flintenkugeln zurück. 
Diesen Trotz hoffte der König durch ein Bombardement zu brechen, 
und einige Tage ist Neiße sehr ernstlich beschossen worden; auch war 
das Feuer nicht ohne Wirkung: nur eine solche brachte es nicht her- 
vor, welche zur Uebergabe genöthigt hätte. Und da nun auch der 
bisher sehr milde Winter strenger zu werden begann, so daß sich an 
keine regelmäßige Belagerung denken ließ, beschloß der König sich 
auch hier mit einer Blokade zu begnügen, wie er eine solche vor 
Kurzem gegen Glogau, und jetzt gegen Brieg angeordnet hatte. 
Indessen machte sich Schwerin nach Oberschlesien auf, um den 
General Browne aus den schlesischen Grenzen zu verjagen. 
Der rechte Flügel, der ihm hiezu anvertraut blieb, war nur von 
mittelmäßiger Stärke, aber noch schwächer war durch die Besatzungen, 
die er von sich abgesondert hatte, Browne geworden. Er wich von 
Neustadt nach Jägerndorf, von Jägerndorf nach Troppau, von da 
über Grätz, wo beide Theile noch einmal aufeinander stießen 1), nach 
Mähren: zufrieden, daß er einige Posten im Gebirge behauptete. Er 
) Relation de T’action de Grätz on le Ml Cte de Schwerin attaqun 
le Ltntgi Braun le 25. Jaur. 1741. Am 25. Jannar war Schwerin de- 
v. Ranke's Werte XXVIl. XXVII. 23
	        
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