Besitzergreifung von Schlesien. 353
unnütz zeigte, da sich dahinter noch andere Befestigungen fanden.
Happe vollzog dies nicht allein, während von den Fenstern auf ihn
geschossen ward; auch da nichts weiter zu erreichen war, und die
Zimmerleute einer nach dem andern um ihn her verwundet oder ge-
tödtet wurden, hielt er ruhig an seiner Stelle aus, bis der Feld-
marschall für gut hielt, ihn abzurufen.
Das Schloß behauptete sich, bis der König selbst in Ottmachau
erschien, und die Grenadiere seiner Mörser ansichtig wurden. Hier-
auf, am 12. Januar, ergaben sie sich zu Kriegsgefangenen; früher
waren ihnen bessere Bedingungen angeboten, doch wollte der König
diese jetzt nicht mehr gewähren.
Kurze Zeit waren Friedrich und Schwerin vor Neiße beisam-
men; gleich darauf trennten sie sich wieder.
Der König unternahm einen Angriff auf Neiße: wenn man von
ernstlichem und nachdrücklichem Widerstand reden will, so ist ihm ein
solcher zuerst eben hier geleistet worden. Oberst Roth, derselbe, welchem
der Dom von Breslau hatte anvertraut werden sollen, jetzt zum Com-
mandanten von Neiße ernannt, hatte die Bürger den Eid der Treue
erneuern lassen, und kein Bedenken getragen, die Vorstädte sämmtlich
dem Feuer zu übergeben. Hiedurch ward der Ort wirklich haltbar;
den auffordernden Trompeter wies man mit Flintenkugeln zurück.
Diesen Trotz hoffte der König durch ein Bombardement zu brechen,
und einige Tage ist Neiße sehr ernstlich beschossen worden; auch war
das Feuer nicht ohne Wirkung: nur eine solche brachte es nicht her-
vor, welche zur Uebergabe genöthigt hätte. Und da nun auch der
bisher sehr milde Winter strenger zu werden begann, so daß sich an
keine regelmäßige Belagerung denken ließ, beschloß der König sich
auch hier mit einer Blokade zu begnügen, wie er eine solche vor
Kurzem gegen Glogau, und jetzt gegen Brieg angeordnet hatte.
Indessen machte sich Schwerin nach Oberschlesien auf, um den
General Browne aus den schlesischen Grenzen zu verjagen.
Der rechte Flügel, der ihm hiezu anvertraut blieb, war nur von
mittelmäßiger Stärke, aber noch schwächer war durch die Besatzungen,
die er von sich abgesondert hatte, Browne geworden. Er wich von
Neustadt nach Jägerndorf, von Jägerndorf nach Troppau, von da
über Grätz, wo beide Theile noch einmal aufeinander stießen 1), nach
Mähren: zufrieden, daß er einige Posten im Gebirge behauptete. Er
) Relation de T’action de Grätz on le Ml Cte de Schwerin attaqun
le Ltntgi Braun le 25. Jaur. 1741. Am 25. Jannar war Schwerin de-
v. Ranke's Werte XXVIl. XXVII. 23