Schlesischer Feldzug im Frühjahr 1741. 393
anlangte, nahm er zunächst auf eine vollständige Sicherung der
Grenzen Bedacht ?). Von Reichenbach bis Jauer und Liegnitz sollte
Generallieutenant Kalkstein Postirungen einrichten; von Löwenberg
bis Crossen längs dem Bober sollte Oberst Lestwitz mit seinen Dra-
gonern patrouilliren; er selbst machte sich nach dem Quartier Franken-
stein auf, um die Posten zu besichtigen, die dort in der Nähe, an dem
Eingang der Grafschaft Glatz gebildet waren.
Gleich hier aber sollte er ifine werden, daß ihn eine andere
Kriegführung als die bisherige und mannichfache Gefahr erwarte.
Der österreichische General Lentulus, der den Waffendienst in
den Türkenkriegen kennen gelernt hatte, hörte in Glatz, daß der
König in jene Gegenden kommen werde, und schickte ein paar hundert
Husaren, um auf ihn zu lauern. Mehrere Tage hatten sie vergebens
gewartet, und wollten schon zurückgehen, als der König wirklich er-
schien. Er kam nur mit geringer Bedeckung von Silberberg nach
Wartha herüber, besah die Verhaue und sonstigen Vorkehrungen, die
zur Behauptung dieses alten Gebirgsthores gemacht waren, ordnete
einiges Neue an, und setzte sich ruhig zu Tische. Hätten die Husaren
gewußt, daß er sich dort befand, und ihren eigentlichen Anlauf dahin
genommen, so hätte Friedrich nach menschlichem Ansehen in ihre Ge-
walt fallen müssen. Aber sein Glück wollte, daß eine Escadron
von Schulenburg Dragoner, — Grenadiere zu Pferd auf der Straße
aufgestellt, wo er zurückkommen wollte, ihre Aufmerksamkeit am meisten
auf sich zog. Auf diese warf sich, von Priesnitz her durch den leicht
zu durchreitenden Fluß setzend, die zahlreichste Schaar, und zwar mit
sogleich entschiedenem Erfolge. Indem die Dragoner nach allen Seiten
Front zu machen suchten, geriethen ihre Pferde, nicht ganz richtig
geführt, in Verwirrung; die Husaren drangen unter sie ein und
sprengten die Escadron auseinander 2). Nur ein kleinerer Schwarm
1) In der hist. de mon temps ch. III, S. 67, sagt er nur, er habe
sich vorgenommen de faire le tour de ses quartiers pour se procurer la
connaissance d'un pays qui lui étoit nouveau. In der ältern Redaction:
Je me proposais en arrivant en Silésie de faire le tour de mes duartiers
pour prendre connaissance du pays, faire des changemens on cela étoit,
necessaire et examiner I’état des troupes. Ich flhre dies an, um zu
zeigen, wie das Verhältuiß der beiden Texte beschaffen 00 und webhalb ich zu-
weilen auf den ungedruckten zurückkomme. Vgl. S. W. XXIV., S. 117.
" 2) Der König an Leopold von Dessau, 8. März: Der gute Obstl. v. Diers-
sord ist wohl in so weit an dem Unglück etwas mit Schuld, da er die feind-
lichen Husaren schon eine Zeit lang gesehen, und dennoch sich nicht an das