Schlesischer Feldzug im Frühjahr 1741. 399
Heiducken vom Gesenke der Beskiden. In Ungarn begann schon
damals auf ein Schreiben Johann Palffy's eine kriegerische Bewe-
gung 1). Die Pesther Gespanschaft beschloß in voller Versammlung,
ein paar tausend Mann ins Feld zu stellen, und die namhaftesten
Parteigänger wurden geworben, um sie einzuüben. Von den Croaten,
die sich endlich bereit erklärten, unter den deutschen Anführern zu
streiten, welche ihre Sprache gelernt, und nun wohlbewaffnet und
gekleidet bei Wien erschienen, ward wenigstens ein Theil gegen die
Preußen beordert. Unter einer Anzahl Arambaschi's bildeten die ser-
bischen Panduren eine Art von Freicorps. Barbarische Kampfgenossen,
in denen sich nicht selten ein wunderlicher Aberglaube mit natürlicher
Tapferkeit durchdrang?). Der Kern der Mannschaft bestand aus
12 alten Infanteriebataillonen und 11 Cavallerieregimentern, die
großentheils im letzten Kriege mit den Türken gefochten hatten. In.
ien, wo man die Thaten der Husaren, welche bisher die meisten
Scharmützel mit den Preußen zu ihrem Vortheil bestanden hatten,
viel bewunderte, hoffte man Alles von der Ueberlegenheit der Reiterei:
habe sie nur einmal die Gebirge überschritten, so breite sich vor ihr
die niederschlesische Ebene bis nach Crossen hin aus, die sie mit ihren
Schaaren überfluthen könne.
Graf Neipperg, dem der Oberbefehl anvertraut ward, früher
Lehrer des Großherzogs und im engsten Vertrauen des Hofes, war
ein Mann, der an den Dingen auch noch eine andere Seite sah, als
die meisten Menschen, Paradoxien liebte, sich durch Witz und Sar-
kasmen bemerklich machte. Von der Unüberwindlichkeit seines Heeres
hatte er nicht eben die größte Vorstellung, obgleich er es an sich nicht
für ein Wunderwerk hielt, den jungen Fürsten, der bisher nur durch
Poesie geglänzt habe, „zu Apoll und den Musen“ zurückzujagen;
hauptsächlich trug er Sorge, sich der Geldzahlungen, deren er be-
durfte, zu versichern; der Kanzler von Böhmen mußte ihm persönlich
für die Geldsummen gut sagen, für die er auf dieses Königreich an-
gewiesen war.
Gegen Ende März hielt der Hof sowohl, als der General dafür,
daß der Feldzug eröffnet werden müsse. Der Abschluß jener Con-
1) 29. Januar Kolinowics nova Vugariae periodus S. 31 gedenkt dieses
und anderer Actenstücke.
2) Auf den Marktpläten der Ortschaften, durch die sie zogen, sah man
sie große Kessel aufrichten, um rin Hexengebräu zu kochen, das den Preußen
verderblich werden sollte.