414 Achtes Buch. Viertes Capitel.
komme, mit ihr gemeine Sache zu machen? Friedrich bemerkte, es
liege ein Widerspruch darin, einen Hof zur Nachgiebigkeit aufzufordern
und ihm zugleich Unterstützung anzubieten.
Die Haltung der Seemächte übte einen großen Einfluß auf
Rußland aus, doch wirkte hier der unaufhörliche Wechsel der vor-
waltenden Persönlichkeiten, der in dieser Zeit stattfand, auch an und
für sich auf das Verhältniß mit Preußen zurück.
Nach dem Tode der Kaiserin Anna erschien zuerst der Oberst-
kammerherr Biron, im Namen des von ihr anerkannten, aber kaum
ein paar Monate alten Jwan III, als Regent, kraft eines Testa-
ments, das ihm die außerordentlichsten Befugnisse ertheilte; allein nur
wenige Wochen konnte er sich behaupten. Noch im November 1740
mußte er der Mutter des jungen Kaisers, Großfürstin Anna, weichen,
die sich mit Hülfe des Feldmarschall Münnich als Regentin in seiner
Stelle erhob; der Feldmarschall trat als ihr erster Minister auf.
Und dieser nun, der aus den letzten Türkenkriegen nicht als Freund
und Bewunderer von Oesterreich hervorgegangen, ward von dem
König von Preußen durch einige Gunstbezeigungen leicht gewonnen.
Münnich drückte sich so aus, als seien ihm die eigenhändigen Briefe,
die er von dem König erhielt, mehr werth als viele Millionen; er
sagte, wäre er nicht erster Minister in Rußland, so würde er kom-
men, um einen Feldzug unter dem König von Preußen zu machen.
Er warnte diesen vor jeder Nachgiebigkeit gegen Oesterreich, dem man
nie die weiche Seite zeigen müsse, und beklagte nur, daß er nicht,
statt an den Grenzen von Schlesien inne zu halten, unverweilt bis
nach Wien vorgedrungen sei. Der Anmuthung, von russischer Seite
etwas gegen Preußen zu thun, widersprach er mit unverstelltem Eifer.
Aber auch er vermochte sich nur ein paar Monate zu behaupten. Es
ist nicht nöthig, hier auf die Ursachen dieses Wechsels, der eigentlich
nur die Oberfläche der Dinge berührt, einzugehen; es sind immer die
unter der Kaiserin Anna emporgekommenen fremden Gewalthaber,
die sich untereinander bekämpfen. Als Münnich im Anfang des März
1741, darüber entrüstet, daß sein Wille weder in den inneren noch
den äußeren Angelegenheiten allezeit durchging, seine Abdankung an-
bot, in stolzer Ueberzeugung von seiner Unentbehrlichkeit, mußte er
erleben, daß die von ihm eingesetzte Regentin und deren Gemahl,
Anton Ulrich von Braunschweig, die Gelegenheit ergriffen, sich seiner
sehr unbequem gewordenen Rathschläge zu entledigen. Ostermann,
der ihm schon immer Widerpart gehalten, und nun die große Rolle
spielte, verweigerte zwar nicht geradezu die von Preußen gewünschte