Full text: Leopold von Ranke's sämmtliche Werke. 27. und 28. Band. Zwölf Bücher Preußischer Geschichte. Fünftes bis neuntes Buch. (27)

418 Achtes Buch. Viertes Copitel. 
Kurfürsten von Baiern, thätig aufzutreten, und selber mit mehr als 
Einer Armee im Felde erscheinen 7). 
Belleiske begriff dies vollkommen; dessen eigene Meinung war 
schon immer gewesen, daß Frankreich so rasch und so energisch wie 
möglich zu Werke gehen müsse. Er verließ Friedrich mit der Ueber- 
zeugung, daß das einzige Mittel, ihn zu gewinnen, in der unverzüg- 
lichen Entwickelung einer starken Waffenmacht liege. 
Kein Zweifel, daß der Mangel an Entschiedenheit, den die poli- 
tischen und militärischen Maßregeln der Franzosen noch zeigten, den 
König abhielt, sich mit ihnen zu verbinden; doch hatte er auch noch 
andere Gründe, die er einem Marschall von Frankreich nicht an- 
vertrauen konnte, die er aber unaufhörlich mit, dem vertrauten Pode- 
wils in Gesprächen und in Briefen erörterte. 
Gedenken wir hier dieses Mannes, der einen so großen Einfluß 
auf die ersten Richtungen der Politik seines Königs gehabt hat, noch 
besonders. 
Podewils stammte aus Pommern von einem Geschlecht, welches 
sich auch noch vor der Besitznahme des Landes gern an Brandenburg 
gehalten hatte; sein Vater hat den großen Kurfürsten bei seinem 
Winterfeldzug nach Preußen in dem eigenen Schlitten desselben 
begleitet. 
Heinrich von Podewils selbst, in einer kleinen Schule junger 
Edelleute, die sein Vater in Suckow um ihn her versammelte, er- 
zogen, vollendete seine Studien in Halle und in Leyden; schon früh 
kam er, und zwar auf folgende Art, in nähere Bekanntschaft mit 
Friedrich Wilhelm J. 
Dieser König hatte ihm nach der Weise der Zeit, als er ihm 
Erlaubniß zu einer Reise nach England, Frankreich und den kleineren 
deutschen Höfen gab, auch den Weg, den er zu nehmen habe, genau 
vorgeschrieben. Nach seiner Zurückkunft ward der junge Cavalier dem 
Könige vorgestellt, der ihn nun einer Art von Prüfung unterwarf. 
Durch eigenen inneren Antrieb hatte sich Podewils nicht so 
sehr um Sehenswürdigkeiten und Curiositäten, als um die Verfassung 
und den politischen Zustand der verschiedenen Länder und Höfe be- 
kümmert; der König fragte nach diesen Richtungen hin und war mit 
den Antworten desselben so wohl zufrieden, daß er aussprach, das 
sei ein Mensch für ihn, er selber wolle ihn weiter bilden. 
1) Belleisle à M’ Amelot au Camp de Molwitz 27 Avril.
	        
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