Full text: Leopold von Ranke's sämmtliche Werke. 27. und 28. Band. Zwölf Bücher Preußischer Geschichte. Fünftes bis neuntes Buch. (27)

422 Achtes Buch. Viertes Capitel. 
van Neck, Pensionarius von Rotterdam, bildete einen schon früher 
vorgekommenen Vorschlag näher dahin aus, daß dem Könige ein Theil 
von Schlesien in Form einer Hypothek für eine Geldsumme, die er 
zahle, überlassen werden, und die Königin durch einen von den Mächten 
garantirten Vertrag sich verpflichten solle, diese Summe nie zurück- 
zuzahlen, noch die Hypothek wiederzufordern. Diese Auskunft nahm 
der König von England an, und Friedrich II hatte nichts dawider 1). 
Robinson unterhandelte hierauf mehr über eine Verpfändung als über 
eine Abtretung; in der Sache wäre es zwar das letztere geworden, 
doch zog man die erste Bezeichnung vor. 
Und hätte nun der Wiener Hof nicht wenigstens hierauf ein- 
gehen sollen? 
Niemand wird Bedenken tragen, dies zu bejahen, denn noch war 
es möglich, den König von Preußen ganz zu gewinnen; man darf 
hinzufügen, der Wiener Hof würde es gethan haben, wäre ihm seine 
eigene Lage bekannt gewesen. 
Bartenstein, unerschütterlich in seinem Vorurtheil, hat noch im 
Anfang des Mai den Satz vertheidigt, daß Frankreich keinen Krieg 
gegen Oesterreich unternehmen werde, so lange der Cardinal am 
Leben bleibe. Maria Theresia hat im Laufe desselben Monats an 
Fleury geschrieben und ihm ihr Vertrauen ausgesprochen, daß er, 
wenn ja nicht für sie, doch auch gewiß nicht gegen sie sein werde. 
Ohne gerade um diese Aeußerungen zu wissen, hielt Friedrich II 
doch den österreichischen Hof für viel zu hartnäckig, um sich zu einer 
wesentlichen Nachgiebigkeit zu entschließen, den englischen aber, von 
dem sich zwei Gesandte bei ihm eingefunden, neben dem Schotten auch 
ein Hannoveraner, deren Eröffnungen nicht immer übereinstimmten, 
für unzuverlässig und zu wenig entschlossen, als daß von demselben 
ein wirksamer Einfluß erwartet werden könne. 
Und indessen wurden die Franzosen immer dringender und ein- 
gehender. 
Mitte Mai 1741 meldete Valori, der französische Hof habe jetzt 
beschlossen, in Schweden auf die Wiederaufnahme des Krieges gegen 
Rußland hinzuarbeiten, besonders! wenn auch Preußen mit dem 
ersten in Bund trete, und nahm davon Gelegenheit, mit erneutem 
Eifer auf den Abschluß des Tractates anzutragen. Valori hat Recht, 
schreibt Friedrich den 18. Mai an Podewils: O mein Freund, wie 
1) Anmerkung zum Bericht vom 20. März: Bon, il faut entretenir la 
république daps ces idées, qui ne répugnent pas à mes imtérets.
	        
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