Englische Vermittelung. 423
lang wollen wir noch zögern und uns von London und Wien
täuschen lassen!
Podewils ersuchte ihn, nur noch ein paar Tage zu warten, bis
Hyndfords Staatsbote mit einer officiellen Antwort zurückgekommen
sei; während der Unterhandlung werde England, durch seinen eigenen
Vortheil gefesselt, gewiß nichts gegen Preußen unternehmen; er brachte
die Aufstellung bestimmterer Bedingungen, des neuen Ultimatum, in
Erinnerung.
Der König antwortete mit einem Selbstgefühl, das sonst in ihm
fast niemals erscheint: der Besiegte müsse Anträge machen, der Sieger
bewillige; aber er sehe wohl, die Absicht der Engländer sei nur, dies
zu verhindern, daß er nicht mit den Franzosen Verbindung schließe,
so lange es noch Zeit, noch ein unmittelbares Eingreifen von diesen
zu erwarten sei. Er würde sich schämen, von einem Italiener be-
trogen zu werden, geschweige denn von einem Hannoveraner, der ihn
mit aller möglichen Derbheit hinters Licht zu führen versuche. „Aber
wir müssen ihren Absichten zuvorkommen und uns Verbündete ver-
schaffen. Haben wir Bundesgenossen, so wird man uns Respect be-
weisen; haben wir keine, so wird ein Jeder uns verspotten.“
Unter andern wendete Podewils gegen die französische Allianz
ein, daß man dadurch einen Krieg eröffne, dessen Ende sich nicht
absehen lasse, und wobei Frankreich das Meiste gewinnen werde.
Der König bemerkte ihm, der erste Schluß sei unrichtig: durch die
Allianz werde man den Feinden so weit überlegen, daß der Krieg nur
eine kurze Zeit dauern könne: und dann: „warum sollen wir denen
ihren Vortheil beneiden, die uns den unsern mit Vergnügen gönnen?“
Friedrich wiederholt, wenn er ferner allein handle, so werde er
sich zu Grunde richten; eine starke Partei zu sinden, von der man
unterstützt werde, das heiße sich behaupten. Er versprach noch inne-
zuhalten, bis der Courier mit der Antwort zurück sei; aber ich will
nicht verhehlen, fügte er hinzu, nach der Ankunft desselben werde ich
nicht eine Stunde säumen, meinen Entschluß zu ergreifen.
Indem in Schlesien König Friedrich und sein Minister diese An-
sichten austauschten, von denen man sieht, daß sie doch im Grunde
übereinstimmten, und die Entscheidung von der Antwort des Wiener
Hofes abhängig machten, wurde nun dort über eine solche sehr ernst-
lich berathen; am 24. Mai war man so weit, sie dem englischen
Gesandten Robinson zu geben.
„Die Königin“, wird darin gesagt, „sei nicht abgeneigt, eine
Abkunft mit dem König von Preußen zu treffen, welche gerecht und