unterhandlungen mit Frankreich. 429
bleiben. In Versailles hat man diese Nachgiebigkeit nicht einmal
erwartet, so wenig wie in Mannheim, sie entsprang ganz aus dem
Kopfe und den Berechnungen Friedrichs, der sich doch damit selber eine
unübersteigliche Schranke zog. Dagegen aber verspricht in dem Vertrage
König Ludwig XV zugleich im Namen seiner Nachfolger dem König
von Preußen und dessen Erben den Besitz von Niederschlesien, in-
begriffen die Stadt Breslau, auf immer zu garantiren: mit aller
seiner Macht, gegen Jedermann, wer es auch sei. Die eine Bestim-
mung wird als eine Bedingung der andern betrachtet. Die Cession der
Bergischen Rechte sollte nur dann Gültigkeit haben, wenn der ruhige
Besitz von Niederschlesien und Breslau auch von Seiten des Hauses
Oesterreich dem König von Preußen gewährleistet worden sei. Die
Erreichung dieser Abtretung war jetzt der gemeinschaftliche Zweck
beider Theile, der vornehmste des gesammten Tractates.
Die übrigen geheimen Artikel sind jedoch ebenfalls von bemerkens-
werthem Inhalt, nicht so sehr der zweite, der die Erneuerung des
Krieges zwischen Schweden und Rußland betrifft, was nicht weit ge-
führt hat, als die folgenden. In dem dritten verspricht der König
von Preußen, bei der bevorstehenden Kaiserwahl seine Stimme dem
Kurfürsten von Baiern zu geben; in dem vierten macht Frankreich
sich anheischig, diesem Kurfürsten unverzüglich seine Hülfsvölker zu-
zuschicken, nicht, wie der Entwurf lautete, um ihn gegen die Gefahr zu
sichern, in der er sei, sondern, wie auf den Wunsch Preußens hinein-
gesetzt ward, um ihn in den Stand zu setzen, kräftig aufzutreten?!).
Hätte es der König gefordert, so würde er noch einen seiner
Lage sehr entsprechenden Zusatz in den Vertrag haben bringen können.
In einem Schreiben von Belleisle wird Valori ermächtigt, nöthigen-
falls eine Clausel aufzunehmen, worin der König nichts weiter zu-
sagen sollte, als von dem Tage an, wo er zu jenem Abkommen mit
der Königin von Ungarn gelange, neutral zu bleiben, und sich in die
1) Der Entwurf war: ne voulant rien omettre de ce qui peut etre
nécessaire pour le sccourir dans un danger aussi pressant — — —.
Auf preußischen Wunsch ward hinzugefügt: et le mettre sans délai dans
T’eétat d'agir vigoureusement, — promet de lui fournir tous les moyens
necessaires pour ccla. Der Entwurf hatte nur: d'envoyer à son secours
toutes les troupes ausiliaires qui lui seront nécessaires pour assurer
son pays contre toute attadquc et le mettre en état de n’'avoir à craindre
de ses ennemis et à soutenir la justico de ses prétensions. Hier sügte
man nach le mettre die Worte hinzu: en tout cas par unc puissante di-
version.