Full text: Leopold von Ranke's sämmtliche Werke. 27. und 28. Band. Zwölf Bücher Preußischer Geschichte. Fünftes bis neuntes Buch. (27)

434 Achtes Buch. Fünftes Capitel. 
Dem König blieb nichts übrig, als nun auch seinerseits an 
günstiger Stelle ein festes Lager zu nehmen; er wählte die Gegend 
von Strehlen, welche alles Erforderliche reichlich darbot, wo man 
mit Schweidnitz auf der einen, wie mit Brieg und Breslau auf der 
andern Seite in leichter Verbindung blieb, und die Ebene von Nieder- 
schlesien in ihrer ganzen Ausdehnung deckte. 
Denn wie es bei den von den Osmanen hergenommenen und 
von Vauban ausgebildeten Lagern in der Nähe fester Plätze die 
Regel ist, nicht allein auf Vertheidigung, sondern auch auf Angriff 
war die Aufstellung Neippergs berechnet!). Unaufhörlich durchstreiften 
seine leichten Truppen das Land. 
Doch schlug man nicht mehr mit voller Anstrengung und der 
König benutzte die ihm gegönnte Zeit, um einige Uebelstände, an 
denen er litt, zu beseitigen, einigen Gefahren zu begegnen. 
Es ist in diesem Lager gewesen, wo er auf das ernstlichste Hand 
anlegte, die Truppengattung, in welcher der Feind überlegen war, 
in bessere Gestalt zu bringen. 
Mit der Reiterei war es seinem Vater bei weitem weniger ge- 
lungen, als mit dem Fußvolk, und ihr schlechter Erfolg auf dem 
Schlachtfeld machte auf ihre Mängel aufmerksam. Friedrich fand, 
daß sie zu schwere Pferde und zu große Leute habe; daß ihre Uebungen 
nicht angemessenen seien; der Reiter scheue sein Pferd beinahe und be- 
steige es selten; in den in kleinen Garnisonen zerstreuten, mit dem Oeco- 
nomischen ihrer Compagnien beschäftigten Offizieren werde kein Ehrgeiz, 
kein Trieb, sich zu bilden, genährt. In der Anschauung des für den 
Krieg Nothwendigen entsprangen dem König die Grundsätze für diese 
Waffe, die er sein ganzes Leben hindurch befolgt hat. Er beschloß 
zuerst sich mit einem geringeren Maße der anzunehmenden Leute zu 
begnügen, wofern sie nur gesund und stark waren. Auch weniger 
gut aussehende Pferde ließ er sich gefallen; für Husaren und Dra- 
goner polnische und tartarische, welche sich leichter bewegten. Dann 
1) Feuquieres IV, 37, von den zugleich mit Cavallerie besetzten retranchirten 
Lagern: on T’on veut dans les guerres offensives et defensives faire des 
frequentes courses dans le pays ennemi etc. 
2) Grundsätze des Königs: Le cuvalier devient plus brave à mesure 
dqu'il sc sent bien monté. — II fant, qu’'un escadron soit dresse homme 
Par homme, cheral per cheval. — Dans les chocs de cavalleric ce ne 
somt Das les grands chevaux qui en déecident, mais l’impetuositée de 
cenx qui attaquent. Test. pol. de 1768.
	        
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