Full text: Leopold von Ranke's sämmtliche Werke. 27. und 28. Band. Zwölf Bücher Preußischer Geschichte. Fünftes bis neuntes Buch. (27)

Schlesischer Feldzug im Sommer 1741. 435 
ward keine Mühe versäumt, Mann bei Mann so einzuüben, daß sie 
ihrer Thiere Meister wurden, und alle Bewegungen mit vollkommener 
Leichtigkeit ausführten; hierauf cxercirte man sie in Reih und Glied 
mit derselben Sorgfalt. Man weiß, daß Friedrich bei der Cavallerie 
weniger Werth als bisher auf das Schießgewehr legte; er war der 
erste, der ihren wesentlichen Charakter wieder erkannte. Seine Reiter 
sollten geübt werden, sich rasch und geschickt zu bewegen, und vor 
allem einen Anfall, die blanke Waffe in der Hand, auszuführen ohne 
zu schwanken, noch sich zu brechen, in einer bestimmten Richtung nach 
dem gegebenen Ziele. In diesem Sinne ward nun gleich damals 
eine durchgreifende Reform begonnen. Ueber einige Fragen hat Fried- 
rich den Fürsten von Dessau und wohl auch Andere zu Rathe ge- 
zogen, es war das tägliche Gespräch der Kriegsverständigen; auch der 
französische Gesandte versichert, seine Meinung gesagt zu haben, ob- 
gleich sie mit der des Königs nicht übereinstimmte. Zugleich aber 
kam es darauf an, nach so viel erlittenem Verluste sie auch äußerlich 
wieder herzustellen. Ende Juli war der König so weit, daß er mit 
seiner neugebildeten Reiterei bereits öffentlich hervorzutreten wagte; 
er lud die Gesandten ein, ihren Uebungen beizuwohnen: nicht ohne 
Genugthuung bhielt er Heerschau über die 62 Escadrons, die bei ihm 
waren, an denen kein Mann fehlte und deren Pferde sich alle in 
einem Zustand zeigten, als kämen sie aus der Garnison. — Von 
nahen Anhöhen sahen österreichische Husaren diesen Uebungen ihrer 
Nebenbuhler zu. 
Noch eine andere Sorge beschäftigte aber den König in Strehlen, 
der Zustand von Breslau, aus welchem ihm eine immerwährende 
Gefahr erwuchs. · 
Wiewohl die evangelischen Bürger, durch deren günstige Stim- 
mung die Neutralität zu Stande gekommen und er selber Aufnahme 
gefunden, bei weitem die Mehrzahl bildeten, so hatten sie noch eine 
große Anzahl von Katholischen neben sich, welche die Herstellung des 
alten Zustandes wünschten; besonders einige begüterte Italiener machten 
sich unter ihnen bemerkbar. Man kann denken, welche Bewegung das 
schwankende Kriegsglück, das Wiedereindringen der Oesterreicher in die 
Provinz, in der Stadt hervorbrachte. Die Anhänger des Wiener 
Hofes kündigten ihren feindlichen Nachbarn herannahende Tage der 
Rache an; man werde die Preußen im Dom niedermachen; man 
werde über die Hälse der Lutheraner gehen. Bei einem der lautesten 
von allen aus der niederen Klasse, einem Roßhändler, der zum 
10. April für den Grafen Palffy eine Mahlzeit bereitete, wollte man 
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