Full text: Leopold von Ranke's sämmtliche Werke. 27. und 28. Band. Zwölf Bücher Preußischer Geschichte. Fünftes bis neuntes Buch. (27)

Ausbruch des österreichischen Erbfolgekrieges. 445 
nichts übrig, als daß es dem Kurfürsten die Truppen stellte, 
deren er bedurfte; denn den Prieg sollte er immer in seinem eigenen 
Namen führen; und ihn auch in den Stand setzte, diese Truppen zu 
besolden. Nur hierdurch konnte dem dringenden Verlangen des Königs 
von Preußen, in der aggressiven Action von Baiern unterstützt zu 
werden, Genüge geschehen. Diese Festsetzungen bildeten den wesent- 
lichen Inhalt jenes Tractats; sie entsprechen den Forderungen des 
Königs von Preußen und zugleich dem französischen Interesse dem 
Hofe zu Wien gegenüber. Noch weiter aber mußte Dies führen. 
Den erwähnten Bestimmungen des Tractats gingen noch andere zur 
Seite, welche sich auf die Unterstützung Carl Alberts zur Erwerbung 
der kaiserlichen Krone beziehen. Auch darauf hatte der König ge- 
drungen. Er hatte aufmerksam gemacht, daß ohne eine starke Auf- 
stellung der Franzosen am Niederrhein der Großherzog von Toskana 
unzweifelhaft zum Kaiser gewählt werden würde, denn er sei der 
stärkere, und darauf komme es an. Diese Erhebung des Hauses 
Oesterreich-Lothringen auf den deutschen Thron war es aber eben, 
was Frankreich am meisten fürchtete. Dem Kurfürsten von Baiern 
wurde das Versprechen gegeben, daß in kurzem 60,000 Franzosen am 
Rhein erscheinen würden, um die Gegner seiner Ansprüche auf das 
Kaiserthum im Zaum zu halten. Dagegen behielt sich der König 
von Frankreich alle die Eroberungen vor, die er in dem Kriege machen 
werde, namentlich wenn er, um den Kaiser zu unterstützen, eine Di- 
version in den Niederlanden unternehme. Die von Carl Albert be- 
willigten Gegenleistungen, bei denen man besonders in Bezug auf den 
Barrieretractat doch sehr ins Einzelne ging, gehörten dazu, um Lud- 
wig XV und Cardinal Fleury zu vermögen, sich so entschieden seiner 
Sache anzunehmen. 
Wenn es dann noch einige Schwierigkeiten gab, so lagen diese 
nur in der Auseinandersetzung mit den andern Fürsten, welche ein 
Recht an die große Erbschaft geltend machten. 
Man sollte es kaum glauben, aber es ist wahr, daß die in 
Spanien regierende Linie des Hauses Bourbon, nicht zufrieden mit 
der beabsichtigten Ausstattung Don Philipps, auf den Grund ihres 
Erbrechtes auch auf einige Provinzen diesseit der Alpen, Anfangs 
sogar auf Tirol, später wenigstens auf das Gebiet von Trient und 
auf Kärnthen Anspruch erbob. Mit Mühe brachte man sie dahin, 
diese fallen zu lassen, und sie erklärte sich bereit, auch ihrerseits 
dem künftigen Kaiser Subsidien zu zahlen, hinreichend, um daraus 
12,000 Mann ins Feld zu stellen; aber sie forderte, daß wenigstens
	        
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