Ausbruch des spanisch- öfterreichischen Erbfolgekrieges. 451
digung zu empfangen. Die Anwesenden versichern, daß hauptsächlich
das Landvolk, dem man lange gesagt, daß der Kurfürst der recht-
mäßige Nachfolger sei, und das von der Regierungsveränderung einige
Erleichterungen hoffe, ihn mit Freuden empfangen habe; von dem
Adel seien nur diejenigen ihm entgegen gewesen, welche mit den
großen Familien in Wien in Verbindung gestanden, nicht die übrigen.
Am 14. September zog er in Linz ein und nahm den Titel
eines Erzherzogs an. Seine Truppen breiteten sich die Donau hin-
unter aus.
In diesem Augerblick entschloß sich auch der Hof von Dresden.
Von dem König von England wurden demselben noch im Juli groß-
artige Aussichten eröffnet; er unterhandelte noch immer in Peters-
burg 1), aber das aufsteigende Glück von Frankreich riß ihn mit sich
fort. August III nahm das Erbieten von Mähren und Oberschlesien
an, das man ihm machte: da er zugleich zu Gunsten des pfälzischen
Hauses seine alten Ansprüche auf Jülich und Cleve aufgab, ward
ihm dafür noch der Besitz von Obermannhartsberg bewilligt.
Eigentlich Belleisle schloß zu Frankfurt diesen Vertrag, ohne
wirksamen Antheil des baierischen Gesandten: unverzüglich setzten sich
mun auch sächsische Kriegsvölker, die besten, die man hatte, gegen die
böhmische Grenze in Bewegung.
König Friedrich wünschte, daß das Zusammentreffen dieser Um-
stände benutzt werden möge, um die Sache zur Entscheidung zu
bringen.
Vor Kurzem war ein in österreichischen Diensten emporgekom-
mener General, Samuel v. Schmettau, der sich durch Bartenstein und
dessen Freunde im Hofkriegsrath zurückgesetzt fühlte, in die preußischen
getreten, ein der dortigen Dinge überaus kundiger, kriegserfahrener
und unternehmender Offizier, von einer großen geistigen Beweglich-
keit; diesen schickte Friedrich an den Kurfürsten, um ihn zu bewegen,
„seine Operation auf die österreichischen Lande zu richten, mit seiner
Armee gerade auf Wien vorzurücken und hier der Sache in Kurzem
und auf einmal ein Ende zu machen.“
Schmettau stellte dem Kurfürsten vor, wenn man auf Wien los-
gehe, gewinne man schon das, daß das andere Corps sich ohne Wider-
1) In Petersburg beklagte man sich bitter, wie Herzog Ludwig von Braun-
schweig am 27. Oct. 1741 von dort schreibt; „denn zu gleicher Zeit, wo der
chursächsische Hof den russischen noch immer bewegen will, den König von
Preußen zu attaquiren, handelt er heimlich mit Frankreich, dem prenßischen
Hofe und Baiern.“
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