Unterhandlungen bis zur Verabredung von Kleinschnellendorf. 461
keinerlei Eingang finden, denn eine Vereinbarung zwischen Oesterreich
und Baiern konnte nicht ohne Frankreich geschehen. Ein solches Ein-
verständniß aber konnte England nimmermehr zugeben, und von Eng-
land sich die Königin wieder nicht trennen. Ueberdies waren die
Dinge schon in einem entgegengesetzten Gange begriffen. Robinson
sagte der Königin, daß eine Unterhandlung nach dieser Seite in das
Reich der Unmöglichkeit gehöre; ehe man ein paar Couriere wechsele,
könne der König von Preußen vor den Thoren von Wien steben.
Auch möge sie sich nicht täuschen: Europa wolle keinen französisch ge-
sinnten Kaiser und werde einen solchen nicht dulden, weder Europa
noch das Reich ?).
In diesem Sinne war jetzt das ganze Ministerium der Königin
einmüthig. Bartenstein hatte das alte System der Verbindung mit
Frankreich, das er selbst gegründet, so lange festgehalten als es irgend
möglich war, in der That viel zu lange; als ihm endlich die Augen
über seinen Irrthum aufgingen, in der Zeit, von der wir sprechen,
trat er mit gleicher Entschiedenheit zu dem entgegengesetzten über; er
hätte gefürchtet, daß er sonst schlechter persönlicher Motive geziehen
werde 2). Er bekannte jetzt, daß kein Mittel übrig bleibe, als die
alte Allianz gegen Frankreich herzustellen, und da hierzu nach den oft
wiederholten Erklärungen von England die Aussöhnung mit Preußen
erforderlich war, so entschloß er sich, den Mitteln, die dazu in Vor-
schlag gebracht wurden, nicht ferner zu widersprechen.
Die vertraute Umgebung, welche die Königin bei einer andern
Meinung festzuhalten suchte, ward durch eine abschlägliche Antwort
des Kurfürsten von Baiern an Kaiserin Amalie endlich auch zum
Schweigen gebracht. Man ging auf den Gedanken ein, einen Theil
von Schlesien dem König von Preußen abzutreten, und es fragte sich
nur, welcher dies sein sollte.
In der Conferenz zog Graf Sinzendorf eine Homannische Karte
hervor, worin er mit einer Linie begrenzt hatte, was als jenes Nieder-
schlesien, das der König von Preußen fordere, betrachtet und ihm
allenfalls abgetreten werden könne. Diese Linie ging von Greifen-
1) Der Großherzog erklärt ihm seine Beistimmung: mais la reinc, said
he, ’ai peur qwelle n’y consentira jamais. Starhemberg sagt, er gehe nicht
zu Hofe seeing his mistress in such bad hands, who or what the were
he could not tell.
2) Robinson: He has no other refuge but in flring from one ertre-
mity to another, to avoid the worst of all imputations.