472 Achtes Buch. Siebentes Capitel.
sei: entweder jetzt oder niemals. Allein die Vollmachten Hyndfords
reichten nicht weit genug, um mit dem erforderlichen Nachdruck die
Unterhandlung wieder aufzunehmen. Auch war von österreichischer
Seite Niemand da, um sie zu führen. Von Neipperg wissen wir,
daß er persönlich sehr geneigt gewesen wäre, und nur noch die ferneren
Forderungen zu vernehmen wünschte, die der König für den Frieden
aufzustellen gedenke; allein sein Rückzug nach Mähren entfernte ihn
jeden Tag weiter; er erklärte endlich, er sei nicht länger im Stande,
die Verhandlung zu führen, auch Lentulus sei es nicht; er nannte
eben so wenig einen andern, der sie hätte übernehmen können.
Wir wollen nicht behaupten, daß der König seinerseits so recht
entschlossen gewesen wäre, den Frieden zu Stande zu bringen. Die
allgemeine Bewegung der Dinge war noch zu heftig, die große Ent-
scheidung zu fern und zweifelhaft, als daß er eifrig an einer defini-
tiven Abkunft hätte arbeiten mögen.
Dazu kam aber, daß die Bedingung des Geheimnisses, welche er
als eine der wesentlichsten festgesetzt hatte, keinen Augenblick gehalten
ward. Noch im October ging eine sehr bestimmte Nachricht über die
Verabredung dem österreichischen Gesandten in Dresden zu, der dann
damit nicht geheim hielt. Obwohl Friedrich dies vorausgesehen hatte,
so war es ihm doch fast zu bald und zu rücksichtslos; er ließ eine
große Entrüstung blicken. In welche Lage wäre er gerathen, bei
einem so wenig gesicherten Verhältniß zu Oesterreich, wenn Frankreich
darüber mit ihm gebrochen hätte.
Die Schnellendorfer Abrede kann als ein, soll man sagen glück-
lich gefundener oder mehr in dem Conflict der Dinge hervorgetriebener
erster Moment des Einverständnisses betrachtet werden, der aber weder
auf der einen noch auf der andern Seite mit ernstlichem Eifer er-
griffen und ausgebildet wurde, und flüchtig vorüberging.
Fürs erste gewährte sie dem König den Vortheil, daß sich seine
Armee nach einem so langen Feldzuge in den Winterquartieren er-
holen konnte, sonst aber war noch an keine Ruhe zu denken.