Irstes Eapitel.
Reichstag in Ungarn. Franzosen und Baiern in Böhmen.
Wenn wir sahen, daß es in dem Augenblicke der größten Ge-
fahr doch zu den Anfällen nicht kam, welche die österreichische Macht
auf immer hätten verderben können, so haben wir hinzuzufügen, daß
sich in eben demselben — denn die großen Krisen der Staaten pfle-
gen das Innere und das Aeußere zu umfassen — zugleich eine Kraft-
entwickelung von innen her erhob, die zum Widerstand fähig machte
und den Angelegenheiten noch einmal eine andere Gestalt geben sollte.
Man denkt sich oft, durch das Unglück ihrer Königin gerührt,
habe die Nation der Ungarn mit unbedingter Hingebung zu den
Waffen gegriffen; so einfach aber gingen diese Dinge bei weitem
nicht, diese Hingebung ward erst durch Zugeständnisse der wichtigsten
Art erworben.
So stand es allerdings schon an sich nicht mehr wie 37 Jahre
früher, als ein anderer Kurfürst von Baiern, ebenfalls mit franzö-
sischer Hülfe, gegen Wien vordrang und zugleich im Einverständniß
mit ihm das mächtige Heer der Mißvergnügten im Trentschiner Co-
mitat erschien, um jenem bei Wien die Hand zu bieten; noch ein
paar Jahre länger schwankten die ungarischen Angelegenheiten zwischen
Unterwerfung durch die alleinige Gewalt der Waffen und offener Los-
reißung, dann aber hatte sich eine durchgreifende Veränderung an-
gebahnt. Wenn wir die Ereignisse richtig würdigen, so beruht alles
darauf, daß unter Kaiser Joseph I die Anhänger von Oesterreich,
zum Reichstag versammelt, Beschlüsse fassen durften, die der alten
Reichsfreiheit günstig waren; hierauf söhnten sich auch die Häupter
der Mißvergnügten, ohnehin in einen unhaltbaren Zustand gerathen,
mit diesen und dem Hofe aus. Von dem größten Einflusse waren