Friedrich II. in Mähren. 495
In dem ihm bewilligten Besitz durch keinen Frieden gesichert, wie
man denn an einen solchen niemals ernstlich Hand angelegt hatte,
glaubte Friedrich der Entwickelung dieser Dinge nicht ruhig zusehen,
noch die Zeit erwarten zu dürfen, wo Oesterreich seine Feinde ver-
trieben, Böhmen mit den Gebirgen, welche Niederschlesien beherrschten,
wiedererobert haben und stark genug geworden sein würde, um dieses
Land wieder zurückzufordern. Nicht auf einmal, sondern dem Laufe
der Ereignisse gemäß entwickelten sich seine Maßregeln, mit denen er
einem solchen Erfolg vorzubeugen suchte. Er hatte zur Rettung von
Oesterreich durch seine Abkunft wesentlich beigetragen; von dem
wiederkehrenden Glück desselben wollte er nicht seinerseits betroffen
werden. .
Man würde ihn aber noch nicht verstehen, wenn man glauben
wollte, seine Besorgnisse seien allein gegen Oesterreich gerichtet gewesen;
er fühlte sich der Franzosen eigentlich nicht viel sicherer.
Die größte Bedenklichkeit erweckte es ihm, daß der französische
Einfluß eben damals in Rußland durchdrang und nach einem kurzen
Kriege — wir werden dieser Verhältnisse weiter gedenken — eine rasche
Annäherung an Schweden bewirkte. König Friedrich hielt es für sehr
miöglich, daß Frankreich, das so eben in Dänemark eifrig unterhandelte
und mit Polen-Sachsen bereits verbündet war, eine Allianz mit allen
nordischen Mächten zu Stande bringe, welche Preußen jeder selbstän-
digen Einwirkung berauben und es sogar bedrohen würde. Leicht
möchte es den Franzosen beikommen, den Schweden den Besitz von
Bremen und Verden wiederzuverschaffen, um Hannover zu bekämpfen:
allein damit würden die Ansprüche Schwedens auch an Pommern sich
erneuern; es laufe ganz wider das preußische Interesse. Und wie
dann, wenn Fleury den neuen König von Böhmen fallen lasse, wie
einst den Stanislaus Leßezynski, und Maria Theresia dahin gebracht
werde, sich dieser großen Verbindung anzuschließen? selbst die Wieder-
herstellung des französisch-schwedischen Einflusses dürfte sie zugeben,
wenn sie ihn nicht zu fürchten brauche. Dem König war es in hohem
Grade auffallend, daß der Mann, mit dem er persönlich in dem besten
Vernehmen stand, und der so eben die Eroberung von Prag entschieden
hatte, Marschall Belleisle, von der französischen Armee abberufen und,
um denselben zu ersetzen, unter den übrigen Generalen eben derjenige
gewählt wurde, der mit ihm, dem König, wie man sich damals noch
wohl erinnerte, von Straßburg her ein persönliches Mißverhältniß
hatte, der Marschall Broglie.
Ich fürchte, sagt er, Broglie soll es dem Cardinal nur leichter