Full text: Leopold von Ranke's sämmtliche Werke. 27. und 28. Band. Zwölf Bücher Preußischer Geschichte. Fünftes bis neuntes Buch. (27)

Friedrich II. in Mähren. 497 
es unter den früheren Umständen den Frieden nach seinem Sinne 
bätte vorschreiben können. Wie die Sachen nunmehr standen, würden 
die Franzosen nicht allein die großen Fragen entschieden haben: die 
beiden andern deutschen Mächte bätten sich nicht als Vasallen von 
Frankreich gefüblt. 
Daß nun aber dabei auch der eigene Vortbeil eine große Rolle 
spielte, liegt am Tage. 
Es hätte dann wenig Schwierigkeiten gemacht, jene Gebiete zu 
erwerben, von denen die Sicherheit von Niederschlesien abhing, Ober- 
schlesien sowohl wie Glatz, ja noch mehr als dies. In die Abtretung 
von Glatz hatte Carl Albert gegen eine Zahlung von 400,000 Thlr. 
bereits gewilligt, und so eben war Stadt und Grafschaft in preußische 
Hände gefallen. Ueberdies aber, welch eine großartige Stellung hätte 
Preußen eingenommen zwischen diesen durch eine großartige Dienst- 
leistung gewonnenen, von Frankreich losgerissenen, dem Hause Oester- 
reich auf immer entgegengesetzten Nachbarn. Friedrich dachte wohl 
nicht daran, einen weltbeherrschenden Einfluß auszuüben; aber Sicher- 
beit für alle Zukunft bätte er erworben: ein zusammenhaltender Bund 
der großen Reichsstände unter einem befreundeten Kaiser, jene mittel- 
europäische Allianz wäre möglich geworden. 
Schon bewegten sich die preußischen Truppen, mit den beiden 
kriegführenden Theilen im Gegensatz, nach einer neuen Aufstellung 
vorwärts:; Prinz Leopold rückte in Böhmen ein, in offenem Wider- 
spruch mit den Franzosen, nicht ohne einen verdrießlichen und zu 
Zeiten bittern Briefwechsel. Der König forderte für seine Truppen, 
welche so lange im Felde gestanden hatten, Winterquartiere in einem 
noch nicht ausgesogenen Lande. 
Kein Zweifel, daß der nämliche Beweggrund auch bei dem Vor- 
rücken der schwerinschen Abtheilung mitwirkte. Das Landvolk in Ober-- 
schlesien, von dem wechselnden Kriegsglück besonders betroffen und er- 
schöpft, konnte die Bedürfnisse der Armee nicht mehr befriedigen; es 
glaubte fast dem Verderben mit Absicht gewidmet zu sein, und wäre 
verzweifelter Entschlüsse fähig gewesen. Schwerin, der sich in seinen 
Quartieren auch nicht mehr sicher glaubte, wenn etwa der Großherzog, 
verzweifelnd bei Prag etwas auszurichten, sich gegen ihn wende, for- 
derte die Erlaubniß, vorwärts zu gehen, als unbedingt nothwendig!#h. 
1) 30. Nov. Man würde auf diese Art nicht bis zum Frühjahr aushalten 
können. 5. Dec.: La prisc de cette place (Troppau) nous mettroit un 
Dbeu plus au large, mais il conriendroit pour les interöts de V. N. de 
#s# saisir en möme temps de Freudenthal etc. Der König, 5. Dec.: er 
v. Nanke's Werke XVII. XX#I. 32
	        
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