Full text: Leopold von Ranke's sämmtliche Werke. 27. und 28. Band. Zwölf Bücher Preußischer Geschichte. Fünftes bis neuntes Buch. (27)

Friedrich II. in Mähren. 499 
mächtige: allein würde er das jedoch nicht vermögen. Entschließe sich 
aber der König, ihn durch Schwerin unterstützen zu lassen, so könne 
die Sache nicht mißlingen und werde zu den größten Erfolgen führen). 
Ohne Schwierigkeit könne man ganz Mähren besetzen und sich an den 
bergigten, mit trefflichen Positionen versehenen Ufern der Iglawa auf- 
stellen, wodurch man Niederösterreich bedrohe und den Großherzog 
nöthige, Budweis zu verlassen, zum Schutze von Wien herbeizueilen. 
Eine großartige strategische Berechnung, die dem König um so 
mehr einleuchtete, da sie mit seinen politischen Ideen zusammentraf. 
Jung und kriegliebend, wie er war, und auf der Stelle voraussehend, 
daß sich Dinge daran knüpfen könnten, die er keinem Andern über- 
lassen dürfe, entschloß er sich, und zwar, wie er pflegte, im ersten 
Augenblick, die Sache nicht allein zu unternehmen, sondern sie auch 
selber auszuführen. Noch an demselben Tage ließ er die Verbündeten 
wissen, daß er sich in Person aufmachen wolle, Baiern zu retten und 
die Dinge in eine vortheilhafte Lage zurückzubringen: dabei verstehe 
sich jedoch, daß man die vorgeschobenen Sachsen und Franzosen unter 
seinen Befehl stelle, denn wo der König von Preußen erscheine, da 
commandire er auch; sollte man ihm dies verweigern, so wasche er 
seine Hände in Unschuld. Schon am 16. Januar, denn für seine 
Reisen bedurfte er nur weniger Vorbereitung, brach er auf, um sich 
zur Armee zu begeben. 
Und wirklich gewährten ihm die Verbündeten, was er forderte. 
Bei seiner Durchreise in Dresden, gelang es ihm, den sächsischen 
Hof für seine Ansicht zu gewinnen. Jene Conferenz mit dem König 
von Polen, deren er in seiner Geschichte gedenkt, die durch den An- 
fang der Oper unterbrochen ward, half ihm noch nichts; aber ein 
Gespräch mit dessen Beichtvater, Guarini, entschied; an Einwendungen, 
die auf dem Gefühle beruhten, daß das sächsische und das preußische 
Interesse in sich sehr verschieden seien, fehlte es nicht, aber da doch 
auch ohne die Preußen an eine Besitznahme von Mähren nicht zu 
denken war, so drang der Beschluß durch, die sächsischen Truppen zu 
ihnen stoßen und zunächst wenigstens an der Unternehmung gegen 
Iglau Theil nehmen zu lassen. Auf dem Wege nach Böhmen kam 
dem König ein französischer Offizier entgegen, welcher die vorläufige 
1) Schmettau: Si duelques troupes de V. Jl. peurent aider A’ d# 
Polastron à s'emparer de Iglau, alors les troupes de M’ le Maréchal de 
Schwerin, qui pourroient meme etre joints à tous cenx qui somt dans la 
basse Silésie pourront en sureté camper le long de cette Iglawa. — — 
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