500 Neuntes Buch. Zweites Capitel.
Einwilligung des Marschalls von Broglie zur Theilnahme Polastrons
an der vorgeschlagenen Bewegung überbrachte. In Prag sah Fried-
rich den Vorsteher des Verpflegungswesens, v. Sechelles, auf den er,
als ein Fürst, wie dieser sagt, „von Feuer, Geist und Willen“, den
zrößten Eindruck machte, und dessen Geschicklichkeit und Eifer auch
ihm eine Anerkennung abgewann, die er aufs Lebendigste ausgesprochen
hat, und ward mit ihm über die Verpflegung der Sachsen einig. Wie
im Sturm hatte er die Beistimmung der Verbündeten davon getragen:
am 30. Januar finden wir ihn bei seinen eigenen Truppen in Olmütz,
des Sinnes, jenen Kriegszug auszuführen, welchen Baiern gewünscht
und Schmettau angerathen.
Seine kühnsten politischen Combinationen schienen sich im Fluge
zu erfüllen.
Da er die Franzosen in Böhmen nicht so stark fand, wie er ge-
glaubt hatte, da er jetzt Mähren, welches der sächsische Hof zu er-
werben gedachte, in seine Hände bekam und an die Spitze einer großen
Armee trat, so fühlte er, was er eben begehrte, daß er Meister des
Krieges und des Friedens sei. Wohin seine Besorgnisse gegangen
waren, sieht man aus der Genugthuung, mit der er bemerkt, daß
Frankreich trotz aller seiner Macht nun nicht mehr im Stande sei,
ihn zu hintergehen oder den Frieden auf eine andere Weise zu schließen
als er es billige 2).
Wollte er aber seinen Vortheil nicht etwa nur dazu benutzen,
um seinen besonderen Frieden mit Oesterreich zu schließen? Kaum
war er in Olmütz, so erschien ein Emissar des Großherzogs von Tos-
kana, Pfütschner, ein alter Lehrer desselben, um die abgebrochenen
Unterhandlungen in diesem Sinn wieder anzuknüpfen. In der Um-
gebung des Königs war man der Meinung, er sollte darauf eingehen:
denn wer könne, sagte Schwerin, von ihm fordern, daß er Provinzen
für Andere erobere )? Ganz eine andere Gesinnung waltete in
Friedrich vor. Für sich war er zufrieden mit Niederschlesien und Glatz,
das so eben in seine Hände fiel. Er sagte Pfütschner, er habe, was
er brauche, es sei ihm genug, er begehre nichts weiter; aber er zog
in Betracht, daß er niemals in ruhigem Besitz davon sein werde, wenn
1) An Podewils, Olmütz, 30. Jannar: La France ne sauroit malgré
toute sa puissance me leurrer ni faire la paix due de la facon que je
a voudrai.
2) Schwerin an Podewils 4. Febr. 1742: Au bout du compte peut
on prétendre du roi, qu’il fasse lui seul la guerre et fasse toutes les
conquètes pour les alliès qu’ils desirent?