Full text: Leopold von Ranke's sämmtliche Werke. 27. und 28. Band. Zwölf Bücher Preußischer Geschichte. Fünftes bis neuntes Buch. (27)

500 Neuntes Buch. Zweites Capitel. 
Einwilligung des Marschalls von Broglie zur Theilnahme Polastrons 
an der vorgeschlagenen Bewegung überbrachte. In Prag sah Fried- 
rich den Vorsteher des Verpflegungswesens, v. Sechelles, auf den er, 
als ein Fürst, wie dieser sagt, „von Feuer, Geist und Willen“, den 
zrößten Eindruck machte, und dessen Geschicklichkeit und Eifer auch 
ihm eine Anerkennung abgewann, die er aufs Lebendigste ausgesprochen 
hat, und ward mit ihm über die Verpflegung der Sachsen einig. Wie 
im Sturm hatte er die Beistimmung der Verbündeten davon getragen: 
am 30. Januar finden wir ihn bei seinen eigenen Truppen in Olmütz, 
des Sinnes, jenen Kriegszug auszuführen, welchen Baiern gewünscht 
und Schmettau angerathen. 
Seine kühnsten politischen Combinationen schienen sich im Fluge 
zu erfüllen. 
Da er die Franzosen in Böhmen nicht so stark fand, wie er ge- 
glaubt hatte, da er jetzt Mähren, welches der sächsische Hof zu er- 
werben gedachte, in seine Hände bekam und an die Spitze einer großen 
Armee trat, so fühlte er, was er eben begehrte, daß er Meister des 
Krieges und des Friedens sei. Wohin seine Besorgnisse gegangen 
waren, sieht man aus der Genugthuung, mit der er bemerkt, daß 
Frankreich trotz aller seiner Macht nun nicht mehr im Stande sei, 
ihn zu hintergehen oder den Frieden auf eine andere Weise zu schließen 
als er es billige 2). 
Wollte er aber seinen Vortheil nicht etwa nur dazu benutzen, 
um seinen besonderen Frieden mit Oesterreich zu schließen? Kaum 
war er in Olmütz, so erschien ein Emissar des Großherzogs von Tos- 
kana, Pfütschner, ein alter Lehrer desselben, um die abgebrochenen 
Unterhandlungen in diesem Sinn wieder anzuknüpfen. In der Um- 
gebung des Königs war man der Meinung, er sollte darauf eingehen: 
denn wer könne, sagte Schwerin, von ihm fordern, daß er Provinzen 
für Andere erobere )? Ganz eine andere Gesinnung waltete in 
Friedrich vor. Für sich war er zufrieden mit Niederschlesien und Glatz, 
das so eben in seine Hände fiel. Er sagte Pfütschner, er habe, was 
er brauche, es sei ihm genug, er begehre nichts weiter; aber er zog 
in Betracht, daß er niemals in ruhigem Besitz davon sein werde, wenn 
1) An Podewils, Olmütz, 30. Jannar: La France ne sauroit malgré 
toute sa puissance me leurrer ni faire la paix due de la facon que je 
a voudrai. 
2) Schwerin an Podewils 4. Febr. 1742: Au bout du compte peut 
on prétendre du roi, qu’il fasse lui seul la guerre et fasse toutes les 
conquètes pour les alliès qu’ils desirent?
	        
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