Friedrich II. in Mähren. 501
das Haus Oesterreich zu seiner alten Macht, namentlich wieder zu
der Herrschaft über Böhmen und Mähren gelange. In Olmütz war
er so wenig der Meinung, wie einst im Lager vor Neiße, Oesterreich
zu Grunde zu richten. Den Großherzog ließ er aufmerksam machen,
daß das Haus Oesterreich seinem vollen Ruin entgegengehe, wenn sich
die Königin nicht zu einer Abkunft bequeme, denn sie sei ohne alle
Verbündete; sie könne nicht mehr auf Rußland zählen in Folge der
dort so eben eingetretenen Ereignisse; sie müsse selbst einen Angriff
der Türkei, auf welche Frankreich seinen Einfluß geltend mache, be-
sorgen. Eine einzige Niederlage könne sie vernichten, er seinerseits
wolle das nicht; er habe alle Vorschläge zurückgewiesen, die ihm in
dieser Richtung gemacht worden seien, er stimme dem Cardinal Fleury
nicht bei, welcher Oesterreich aus Deutschland zu verjagen trachte. Er
wolle der Königin eher deutsche Provinzen conserviren und selbst einen
Theil von Mähren; er habe nichts dagegen, daß das Haus seine ita-
lienischen Landschaften und die Niederlande behaupte. Er wünsche ein
starkes Oesterreich, mit dem es sich der Mühe verlohne, in Allianz zu
treten; allein zur Nachbarin wolle er die Königin nicht haben, sie
müsse Böhmen an Baiern, Oberschlesien und einen Theil von Mähren
an Sachsen abgeben; dann würde er in Bund mit ihr treten können?).
Seine vornehmste Antipathie galt allezeit der Uebermacht der Fran-
zosen in Deutschland, was wohl erklärlich ist, da er eben damals die
ihm in der Handschrift zugeschickte Darstellung Ludwigs XIV und
seiner Zeit von Voltaire studirte 2). Mit Sachsen und Baiern vereinigt,
mit Oesterreich verbunden, glaubte er die Franzosen zurückwerfen zu
1) Vous savez sans donte le plan du partage dui va si loin quon
veut encore approprier à la Saxe oulre la Moravic et lu haute Silésie
une partie de PAutriche dqu'’on appelle le quartier de Ohermeinhartsberg;
Ia France avoit meme formé des idées de disposer du reste de I’Autriche
et oter ainsi à la Reine tous les pays d’Allemagne. IFy ay mis halt.
I.Espagne a voulu se ligner avec moy et m’iengager à continuer la
guerre' en ces pays cis, pendant qu’'ellc la feroit à la Reine en ltalic,
jc l’ay refusé — je veus que la Reine reste une puissancc avec laquclle
on puisse faire alliance, il est memc de mon interest que cela soit, mais
Poses pour maxime et principe dont je ne me departiray pas, coute qu'il
coute, duc je ne la veut poim Avoir pour voisine, car töt ou tard si
Pon entrevoyait la moindre occasion, on ne Drechapperoit bas, pour me
tomber sur le corps et me reprendre se que j'ay conquis. Bericht
Pfütschners vom 6. Februar 1742 bei Arneth, Maria Theresia's erste Regie-
rungsjahre. Bd. II., S. 473.
2) Brief an Voltaire, Olmütz, 3. Febr. 1712, in der alad. Ausgabe der
Oeuyres, XXII, S. 81.