Friedrich II. in Mähren. 505
Verbündeten kommen, den Fehler, den sie begangen, wieder gut ge-
macht zu sehen. Er selber in seiner Stellung setzte zugleich Presburg
und Wien in Gefahr; die Ziethenschen Husaren streiften bis Stokerau
und Korneuburg; der Schrecken ihres Namens erreichte die Wiener
Vorstädte.
In dieser großartigen Stellung konnte der König noch immer
die Durchführung seiner Combination für erreichbar halten. Ab-
gebrochen waren die in Olmütz begonnenen Verhandlungen keines-
wegs. Auf seinem Marsch waren ihm neue Eröffnungen des Groß=
herzogs zugegangen, die jedoch seinen Vorschlägen nicht entsprachen
und von ihm abgelehnt wurden. Aber sollte nicht in der That die
Königin in der großen Bedrängniß, in der sie war, endlich auf die
Idee des Rönigs eingehen?
Dagzu hätte es vielleicht kommen können, wäre sie nicht überzeugt.
gewesen, daß der König in diesem Augenblick ihr volles Verderben
nicht beabsichtige, noch beabsichtigen könne. Denn aus seinem Munde
wußte man, daß er den vollständigen Sieg der Allianz, der er an-
gehörte, doch zugleich fürchtete, daß er selbst ein starkes Oesterreich
wiedererstehen zu sehen wünschte. Die Frage betraf jetzt nicht die
Eristenz selbst, sondern nur das Maß der wiederherzustellenden Macht.
Da war nun der König in dem Nachtheil, daß er seinen Feldzug.
nicht mit vollem Eifer, den seine Verbündeten erwarteten, führen
mochte, noch führte. Das bedungene Geheimniß wurde ihm jetzt un-
verbrüchlich gehalten. Zu den Eroberern, welche die Welt mit ihrem
Kriegsruhm zu erfüllen streben und nur immer weiter um sich greifen,
kann er überhaupt nicht gezählt werden. Sein Karthago, um bei
jener Vergleichung zu bleiben, wollte er nicht zerstören. Er gebot
seinen Waffen Einhalt, um nur das vorgesteckte Ziel zu erreichen.
Mit der Combination, die er vorgeschlagen, meinte er es gewiß auf-
richtig; nur dadurch glaubte er sich sicher stellen zu können. Um sie
durchzuführen, wäre aber ein militärischer Succeß nöthig gewesen, vor
dessen Folgen er selbst zurückschrak.
Dagegen gewann nun die Königin eine selbst in der Idee stär-
kere Position. Mit dem, was ihr Friedrich zugestand, war sie keines-
wegs zufrieden; sie wollte nicht blos Königin von Ungarn sein, son-
dern auch, wie ihre habsburgischen Vorfahren, von Böhmen. Hier
war nicht von Ansprüchen die Rede, die aus früheren Jahrhunderten
und Weltverhältnissen stammten, wie sie der König von Preußen in
Schlesien geltend gemacht hatte, noch von einer religiösen Sympathie,
die er dort für sich aufrief, hier galt es Erbansprüche der verwandten