Friedrich II. in Mähren. 509
ihm ein ironisches Gefühl über sein eigenes Unternehmen auf: zu-
weilen erschien ihm der Krieg, der Wetteifer der Verwüstung, die er
vor sich sah, entsetzlich. Indessen versuchten sich die Truppen Tag
für Tag gegeneinander. Von den kleinen Actionen, welche vorfielen,
will ich doch einer gedenken, die für beide Theile charakteristisch ist.
Gegen Brünn heranziehend, wollte General Truchseß, am 13. März,
mit dem einen seiner Bataillone in dem offenen Flecken Lösch, der in
einem tiefen Grunde zwischen nahen Anhöhen liegt, Quartier nehmen.
So wie er aber anlangte, erschienen auch herumschwärmende Husaren,
saßen ab, drangen in das Dorf und schossen aus den Häusern. Er
zog sich nach dem vornehmsten Gehöfte, einem zweistöckigen Wohnhaus
mit Wirthschaftsgebäuden und Garten, das man das Schloß nannte:
unverzüglich sah er sich aber auch hier von Feinden umringt, die sich
jeden Augenblick mit Kroaten und regelmäßiger Infanterie verstärkten,
bis sie, auf 2000 M. angewachsen, ihn aufforderten, sich zu ergeben,
und um ihn dazu zu nöthigen, die benachbarten Häuser und die Wirth-
schaftsgebäude in Brand steckten. Aber die Preußen, eine kleine Schar
von 366 M., hatten ihrem Führer das Wort verpfändet, mit ihm zu
leben und zu sterben, keine Gefangenschaft anzunehmen; als es un-
möglich wurde, in dem von Qualm und Ruinen erfüllten Gehöfte
auszuhalten, öffneten sie den Thorweg, vor dem sich die Hauptmasse
der Ungarn gesammelt hatte, und gingen unter dem Kugelregen, der
sie empfing, denselben entschlossen entgegen. Ihr Erscheinen bahnte
ihnen den Weg: mitten durch ihre Feinde rückten die Preußen vor-
wärts, bis sie auf einen freien Platz gelangten, wo sie zwar von
allen Seiten angegriffen werden, aber sich auch besser in Ordnung
setzen konnten. Indem bald ein Glied, bald ein Peloton sich gegen
die Nachdringenden umkehrte, bald zwei, bald drei Flanken gebildet
wurden, unter unaufhörlichem Feuern, bewegten sie sich nach der Ge-
gend hin, wo sie mehr vermutheten als wußten, daß das zweite Ba-
taillon stehe 1); als dies gegen Abend erschien, wich der Feind. Er
konnte sich nicht rühmen, daß er von allen, die aus dem Schloßgehöfte
vordrangen, auch nur einen einzigen Verwundeten in seine Hände be-
kommen habe; so versichert Truchseß, der übrigens alles der unmittel-
baren Fürsorge Gottes zuschreibt. Niemals, ruft König Friedrich aus,
haben die Spartaner mehr geleistet, als meine Preußen: ich sebe, daß
ich mit ihnen zehnmal mächtiger bin, als ich glaubte.
1) Ce regiment ne faisoit duc 700 N. à cause des commandes qui
restoient en Silesie. Ich schöpfte aus dem Bericht des Generals.