Full text: Leopold von Ranke's sämmtliche Werke. 27. und 28. Band. Zwölf Bücher Preußischer Geschichte. Fünftes bis neuntes Buch. (27)

Schlacht von Chotufitz. 517 
Als Friedrich mit seiner Armee nach Böhmen zurückging, fand 
er gerathen, die früher abgebrochenen Unterhandlungen wieder anzu- 
knüpfen. 
Schon sein Entschluß enthielt ein Ereigniß; er konnte gar nicht 
unterhandeln, ohne das stillschweigende Zugeständniß, daß Oesterreich 
nicht allein, was schon der Inhalt der früheren Abrede gewesen, un- 
abhängig von Frankreich, sondern daß es auch ferner als große euro- 
päische Macht bestehen sollte. Friedrich gab den Gedanken auf, der 
Königin Mähren und Böhmen zu entreißen, so viel ihm auch wegen 
seiner eigenen Sicherheit daran gelegen gewesen wäre. 
Eigentlich dadurch erst kehrte er in die alten Bahnen des euro- 
päischen Staatensystems zurück; es ward ihm wieder möglich, mit 
England Hand in Hand zu gehen. 
Wenn es dann weiter darauf ankam, die Bedingungen einer 
definitiven Abkunft zu finden, so waren es eben die Engländer — 
denn nach wie vor wünschten sie nichts mehr als eine Verständigung 
zwischen Oesterreich und Preußen, um den Franzosen die Unterstützung 
des letztern zu entziehen —, welche sich der Forderungen des Königs 
annahmen. Diese waren zweierlei. 
Vor allem wollte Friedrich von der Anmuthung nichts hören, die 
ihm auch noch jetzt gemacht wurde, daß er der Königin von Ungarn 
wider seine bisherigen Verbündeten Beistand leisten solle. Er be- 
hauptete, diese Fürstin gerathe mit sich selbst in Widerspruch, indem 
sie dies verlange. Wenn sie nicht Kräfte genug besitze, um Franzosen 
und Sachsen mit ihrer Macht allein zurückzuweisen, wie wolle sie den- 
selben widerstehen, wenn er mit ihnen verbunden wäre? Fühle sie 
sich aber stark genug, sowohl diesen als ihm selbst Widerstand zu 
leisten, so müsse sie um so viel leichter den Sieg davon tragen, wenn 
sie sich nur mit jenen zu schlagen habe. „Mit Einem Worte: meinen 
Beistand braucht sie nicht, und meine Neutralität verschafft ihr den 
Sieg.“ Hyndford stimmte ganz damit überein: er erklärte, er finde 
dies Dilemma so überzeugend, wie nur einen mathematischen Beweis 
bei Newton. . 
Ueberdies aber trat Friedrich mit den weiterreichenden Territorial- 
ansprüchen hervor, die er sich indeß gebildet hatte. Was er von den 
beiden andern Fürsten erwerben wollen, Oberschlesien und Glatz, nahm 
er auch von der Königin in Anspruch; er hegte sogar den Wunsch, 
statt Oberschlesiens zwei böhmische Kreise, Königingrätz und Pardubitz, 
mit Niederschlesien zu vereinigen. Auch darüber hatte er schon mit 
Carl Albert unterhandelt, nichts wäre ihm erwünschter gewesen; doch
	        
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