Full text: Leopold von Ranke's sämmtliche Werke. 27. und 28. Band. Zwölf Bücher Preußischer Geschichte. Fünftes bis neuntes Buch. (27)

518 Neuntes Buch. Drittes Capitel. 
sieht man aus seinem Briefwechsel, daß er nicht mit Entschlossenheit 
darauf zu bestehen dachte!). 
Die Engländer stimmten ihm bei, ohne über das Specielle ein 
Urtheil auszusprechen, daß er mit dem Besitz von Niederschlesien allein 
nicht zufrieden sein könne. Die Unhaltbarkeit dieses Gebietes, wenn 
Oesterreich Böhmen und Glatz, Mähren und Oberschlesien inne habe, 
leuchtete ihnen ein. Die letzten Unternehmungen des Königs leitete 
Robinson allein aus dieser politischen Nothwendigkeit ab?). 
Demzufolge verwandten sich nun die Engländer bei der Königin 
auf das Lebhafteste für eine Gewährung dieser Forderungen; ich will 
nicht sagen, unbedingt und auf immer, aber doch im Drange der 
damaligen Verhältnisse. 
Man begreift indeß, daß der Wiener Hof nicht sehr geneigt war, 
auf Bedingungen zurückzukommen, die er unter ganz andern Umständen 
angeboten hatte. Der vordringende König, von Franzosen und Sach- 
sen unterstützt, war unendlich furchtbar erschienen; der zurückweichende, 
mit seinen Verbündeten entzweite, war es bei weitem minder. Ueber- 
dies hatte man jetzt Mähren wieder, so daß jene große militärische 
Position, die man überhaupt eingenommen, ungemein verstärkt war. 
Nach einigem Bedenken gab die Königin eine Antwort, derjenigen 
ähnlich, welche im vorigen Jahre Preußen auf die französische Seite 
getrieben hatte. Von der Abtretung beider Landschaften wollte sie 
unter keiner Bedingung mehr hören: sie wollte nur entweder die Graf- 
schaft Glatz oder den zu den vorigen Winterquartieren überlassenen 
Theil von Oberschlesien an Preußen aufgeben; aber auch dies nur 
gegen eine ausdrückliche Garantie ihrer übrigen Länder und gegen 
das Versprechen, mit ihr wider alle ihre anderen Feinde gemeinschaft- 
liche Sache zu machen 5). 
1) 3. B. 22. April: vous savez duc je ne me cabre point sur le 
Königingrütz, il nous faut la paix. 
2) Robinson macht, etwas früher, folgende Bemerkung, welche das 
Schwanken der Dinge zeigt: when once, sagt er, in possessions of Glatz 
and of Vpper Silesia by tbe consent of this court, he may and must 
have less to fear from the house of Austria left by bis assistunce in 
Possession of Bohemia and Moraria, than from any other power or 
powers that may acquire these countries by the way of Francc. 
3) Robinson an Hyndford, 3. April: nothwitbstanding the disappoint- 
ment in not baving obviated by her offers of the 21 of Jan. a. tbe 
4 Febr. the late entreprize of the Prussian Majesty, yet she (the queen 
of Hungaria), is still willing for the sake of a proper alliance to gire 
that prince either Glatz and a strip of half u german mile on this side
	        
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