Full text: Leopold von Ranke's sämmtliche Werke. 27. und 28. Band. Zwölf Bücher Preußischer Geschichte. Fünftes bis neuntes Buch. (27)

524 Neuntes Buch. Drittes Capitel. 
König geschlagen, so standen ihm doch noch mannichfaltige Hülfs- 
quellen in seinem Rücken zu Gebote, und er blieb zu neuem Wider- 
stande fähig. Wurden die Osterreicher besiegt, so konnten sie sich auf 
das lobkowitzische Heer zurückziehen und waren darum mit nichten ge- 
nöthigt, Böhmen zu räumen. Die beiden Mächte waren eigentlich 
nur über die Bedingungen des Friedens uneinig; die allerdings auch 
die ihres künftigen gegenseitigen Verhältnisses enthielten. Ueber diese 
mußte die Schlacht entscheiden. 
Das Treffen ward auf dem rechten Flügel von der indessen neu- 
gestalteten preußischen Reiterei eröffnet. Sie war angewiesen, gleich 
in starkem Trabe vorzudringen, und sobald sie sich bis auf 100 Schritte 
dem Feinde genähert, alsdann gut geschlossen die Pferde aus vollem 
Halse auf ihn hineinzujagen. Die Kürassiere von Buddenbrock und die 
denselben aus der zweiten Linie nachstürmenden Dragoner Nothenburgs 
warfen die Oesterreicher über den Haufen, sprengten sie auseinander, 
und erst als sie die Flanke des Fußvolks angriffen, fanden sie Wider- 
stand; zugleich von Husaren angefallen und durch dichte Staubwolken 
irre gemacht, kehrten sie an ihre Stelle zurück. 
Ganz anders ging es auf dem linken Flügel. Wir wollen den 
alten Streit nicht erneuern, ob es wirklich, wie der König behauptet, 
der Fehler des Prinzen von Anhalt gewesen ist, oder, wie dieser an- 
giebt, die Schuld des Generals Jeetz allein; genug, die Reiterei, die 
nur auf weiten Umwegen an die ihr bestimmte Stelle gelangen konnte, 
war noch nicht recht aufgestellt!), als sie von den Oesterreichern, welche 
die ganze Heftigkeit ihres Anlaufs hieher richteten, bereits von vorn, 
in den Flanken und gar bald auch im Rücken angegriffen wurde. 
Ein paar preußischen Regimentern gelang es, sich Luft zu machen, 
in den Feind, den sie vor sich sahen, gewaltig einzubrechen; aber da- 
mit ward die Schlachtordnung nicht hergestellt, vielmehr wandte sich 
der Angriff auf diesem Flügel nun auch schon gegen das Jußvolk, 
das keine Stütze mehr hatte: die Oesterreicher drängten dasselbe zurück, 
brachen fast schon von hinten her in das Dorf ein, das nunmehr ver- 
lassen werden mußte, steckten es in Brand und suchten zwischen die 
beiden Linien der preußischen Schlachtordnung einzudringen. Hier ent- 
1) Alie Red.: Le terrain qui était devant la camp de cette carallerie. 
se trouvoit si entrecoupe de ruissenux et si marecacheux qu’au lieu de 
Savancer en bataille pour occuper son poste, ill étoit obligé de defiler 
en partie par le rillage de Chotusitz et en partie, pour ##y rendre. 
Vgl. den Bericht des Prinzen und die Erörterungen von Berenhorst in dessen 
Nachlaß.
	        
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