Full text: Leopold von Ranke's sämmtliche Werke. 27. und 28. Band. Zwölf Bücher Preußischer Geschichte. Fünftes bis neuntes Buch. (27)

Präliminarien zu Breslau. 531 
nießen, oder ob Sie aufs neue sich den Wechseln der Stürme und des 
Meeres aussetzen und zwischen Klippen rudern wollen, wo schon viele 
Schiffbruch gelitten haben. 
Auf die Entscheidung Friedrichs hatten auch die Kriegsereignisse 
jener Tage einigen Einfluß. 
Seitdem er die Hauptmacht von Oesterreich auf sich gezogen und 
beschäftigt hatte, war Broglie gegen den Ueberrest derselben untbätig 
geblieben. Erst die Schlacht von Chotusitz erweckte wieder einen ge- 
wissen Kriegseifer in den Franzosen, indem es ihnen empfindlich war, 
daß in Böhmen Siege erfochten wurden, ohne daß ihr Name dabeie 
vorkam 1). Da Lobkowitz die Belagerung von Frauenberg unter- 
nommen, erhoben sie sich, nachdem sie eine ansehnliche Verstärkung 
erhalten hatten, um diesen Platz zu entsetzen. Ihre Uebermacht ward 
durch die Mangelhaftigkeit der österreichischen Führung unterstützt: 
diesmal gelang es ihnen; bei Sahay gewannen sie einen Vortheil 
über Lobkowitz, und dieser fand es gerathen, sich nach Budweis zurück- 
zuziehen. Zur Seite Broglies war in diesem Augenblick Belleisle 
wieder erschienen, der nun auf nichts mehr drang, als auf einen un- 
mittelbaren Angriff gegen Budweis. Aus einem Schreiben von Lob- 
kowitz sieht man wirklich, daß derselbe verzweifelte, den Platz gegen 
die Franzosen zu behaupten 2). Dahin war aber Broglie nicht zu 
bringen. Er traute den Neuangeworbenen nicht, welche bei dem 
Heere eingetroffen waren, und wollte sie erst an den Feind ge- 
wöhnen; auch an sich fand er kein Gefallen an den Rathschlägen 
Belleisle's. 
Zwischen beiden war überhaupt das schlechteste Verständniß. Da 
Broglie künftig in Baiern, Belleisle in Böhmen commandiren sollte, 
so war eine Auseinandersetzung nöthig, über die es schon damals zu 
widerwärtigen Erörterungen kam. Zugleich mißvergnügt über den 
Amtsgenossen und in der Absicht, Preußen und Sachsen noch einmal 
zu größerer Thätigkeit aufzurufen, verließ Belleisle das Heer und er- 
schien am 2. Juni in dem preußischen Lager. 
Er ersuchte den König, sich mit seinem rechten Flügel der Mol- 
dau zu nähern, damit die Franzosen Zeit haben möchten, sich mit 
neuen Mannschaften und Pferden zu versehen. Der König zeigte das 
1) Belleisle: au Marquis de Breteuil: Protivin 24 Mai 1742. I im- 
porte extrèmement à la reputation des armes du roi, de secourir Frauen- 
berg, surtout après ce due vient de fairc le roi de Prusse. 
2) Oesterreichische Milit.-Zeitschrift 1828, III, 237. 
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