534 Neuntes Buch. Biertes Capitel.
Vollmachten ausgewechselt, sondern noch einen Schritt weiter gethan.
Um zu wissen, was sich erreichen lasse, hatte er, wie er sagt, Hynd-
ford in seine letzte Verschanzung verfolgt und ihn dahin gebracht,
ihm das Original seiner Instruction zu zeigen. Er hatte sich über-
zeugt, daß sich auf der böhmischen Seite schlechterdings nichts erlangen
lasse, auch nicht, wie es in der Depesche hieß, „wenn der König von
England an der Spitze seines Parlaments darauf dringe“ dagegen
war, wie berührt, Oberschlesien und Glatz so gut wie Niederschlesien
aufgegeben.
Als Podewils so weit war, erhielt er das neue Schreiben des
Königs, das sich mit seinem Bericht hierüber gekreuzt hatte.
Er sagt: er sei erzittert bei dem Gedanken an die Verantwor-
tung, die er auf sich nehme; nur der ausdrückliche Wille des Königs
habe ihn dazu bestimmt, sich ihr zu unterziehen.
Aber so viel ergab sich doch auch aus dem Schreiben des Königs,
daß derselbe jetzt mit den Bedingungen zufrieden sei, die man von
der andern Seite gewähren wollte.
Ueberhaupt war nach so viel Kämpfen die Zeit der Entscheidung
gekommen. Die beiden Mächte waren auf den Punkt gelangt, wo
die Gewalt des Angriffs und der Vertheidigung, die Einwirkung von
Frankreich und von England zusammentrafen; es lag eine Art von
Nothwendigkeit darin, welche ein für alle Mal bestimmend gewesen ist.
Am 11. Juni früh um 6 Uhr erhielt Podewils das Schreiben
seines Königs; noch an demselben Tage unterzeichnete er den Vertrag,
wie Hyndford ihn anbot.
Der fünfte Artikel desselben lautet: „um alle Streitigkeiten und
Ansprüche zu beseitigen, trete die Königin für sich und ihre Nach-
folger, mit voller Souveränetät und Unabhängigkeit von der böhmi-
schen Krone, das niedere und das obere Schlesien, bis auf Teschen,
Troppau und das Land jenseit der Oppa und des hohen Gebirges,
so wie die Grafschaft Glatz an den König von Preußen ab, der da-
gegen auf alle seine Ansprüche an die Königin, welcher Art sie auch
immer sein möchten, Verzicht leiste.“
Am 13. Juni, früh um sieben, langte Sydow mit dieser Nach-
richt im Lager zu Maleschau bei Kuttenberg an.
Der König bezeigte sich in hohem Grade zufrieden mit der pünkt-
lichen Ausführung seines Befehls und mit den Präliminarien selbst.
Vielleicht sei es möglich gewesen, mit der Zeit zu einem noch vor-
theilhafteren Frieden zu gelangen; vielleicht aber würde man auch
einen viel weniger genügenden haben annehmen müssen. Wenn er