Präliminarien zu Breslau. 537
Wien erschienen sei und sich wahrscheinlich noch daselbst befinde. Von
Wien her drohte man sich mit Frankreich auszusöhnen; die Erinne-
rungen von 1735 wurden rege!).
. Hätte zwischen den Verbündeten Vertrauen obgewaltet, so würde
alles anders haben gehen können: wie aber die Sachen standen, nach
den bisherigen Erfahrungen, so war von der Fortsetzung des Krieges
nichts zu hoffen, aber alles zu fürchten.
Dazu kam, daß sich Friedrich doch niemals verpflichtet hatte,
Böhmen für den Kaiser zu erobern. Er hatte mit Frankreich ein
defensives Bündniß, mit Niemand ein offensives. Man konnte ihn
nicht anklagen, wenn er sich von einem Unternehmen zurückzog, das
er sich niemals anheischig gemacht hatte, durchzuführen.
Bei alledem — wenn wir an diese Betrachtungen, welche die
Selbstvertheidigung des Königs hervorruft, noch andere anknüpfen
dürfen — wird die Nachwelt, wie sie heut zu Tage lebt, mit dem
Verfahren Friedrichs doch auch nicht durchaus einverstanden sein.
Man wird zugeben, daß eine Allianz nicht im Lichte einer Freund-
schaft mit persönlichen sittlichen Anrechten angesehen werden kann, aber
auch den politischen Standpunkt festhaltend möchte man wünschen, daß
die Verpflichtungen genauer festgesetzt worden wären.
Sollte es nicht doch der Mühe verlohnt haben, sich im Vertrag
mit den Franzosen im Juni 1741 die Neutralität vorzubehalten, was
sich diese, wie wir berührten, gefallen zu lassen geneigt waren?
Wäre es nicht besser gewesen, in Kleinschnellendorf einen Still-
stand auf einige Zeit zu bestimmen, wie es denn doch zu nichts Wei-
terem gekommen ist, und nicht Alles auf einen Frieden zu verschieben,
an welchen dann Niemand ernstlich Hand ahlegte.
Das Auffallende bei diesen Verabredungen ist, daß die großen
Fragen über die allgemeinen Verhältnisse so gut wie gar nicht be-
rührt werden. Eine Umgestaltung der Welt scheint bevorzustehen:
man schließt Verträge, ohne über die Gestalt, die man ihr zu geben
1) Robinson, 31. Mai: I beliefe, the Queen would throw herself
upon the merey of France — — rather — than do upon any conside-
ration the cession of Königsgrätz a. Pardubitz. Lord Stair im Haag:
on sait de qduelle manière le Cl a parlé du roi de Prussc Phirer passé
et durant ce printems. Dasselbe bestätigt Cambrier von Paris. Von dem
Emissär Fargis, welchen der König erwähnt, bemerkt Cambrier, er sei ent-
weder noch in Wien oder durch einen Andern ersetzt. In Wien gebe es immer
französischen Einsluß, der englische sei nur stärker.