Full text: Leopold von Ranke's sämmtliche Werke. 27. und 28. Band. Zwölf Bücher Preußischer Geschichte. Fünftes bis neuntes Buch. (27)

Frieden zu Berlin. 543 
Nach den damals vorliegenden geographischen Hülfsmitteln konnte 
die Sache zweifelhaft erscheinen. Der alte Henelius, den man an- 
führte, hat wirklich beide Flüsse für die Oppa genommen; während 
die homannische Karte von 1736 sie genau unterscheidet und nur den 
ersten mit dem Namen Oppa bezeichnet. Später hat sich für die 
Strecke von Comeis bis Jägerndorf der Name Kleine Oppa in Ge- 
brauch erhalten, jedoch, wie die kundigsten Topographen versichern, 
mit Unrecht, da derselbe eigentlich einem andern Flüßchen zukommt ). 
Friedrich empfand es sehr bitter, daß er durch die bloße Aus- 
dehnung eines Flußnamens eine ansehnliche Stadt verlieren sollte, auf 
die er sich Rechnung gemacht halte. Es war dieselbe, von der alle 
brandenburgischen Ansprüche auf Schlesien ausgegangen waren. Er 
behauptete, hätte sie Oesterreich zurückbehalten wollen, so hätte sie 
ausdrücklich genannt werden müssen, so gut wie Troppau und 
Teschen. 
Alle Unterhandlungen jedoch waren vergebens und Preußen 
mußte sich mit dem Ländchen Katscher begnügen, das als eine Ent- 
schädigung dienen sollte 2). 
In den Frieden kam auch noch eine Bestimmung in Bezug auf 
die inneren Verhältnisse von Schlesien, im Sinne der Königin, deren 
wir sogleich noch weiter gedenken werden; bei der Abfassung über- 
wogen überall die österreichischen Interessen, so sehr er denselben im 
Allgemeinen entgegenlief. 
Wenn man fragt, wie so Friedrich dies genehmigte, obgleich er 
die Ueberzeugung hegte, daß ihm namentlich in Hinsicht der Grenzen 
Unrecht geschehe, so war der Grund, daß er sich durch den Fortgang 
der österreichischen Waffen gegen die Franzosen und Baiern, der nun 
nicht mehr durch seine eigenen gehemmt wurde, schon wieder in eine 
etwas nachtheiligere Stellung gebracht sah. 
Wir müssen, sagt er, die Segel einziehen, da wir den Wind 
nicht mehr hinter uns haben. 
Auch forderten die Engländer auf das Dringendste dazu auf. 
Georg II brachte in Erinnerung, daß man der Königin von Ungarn 
bei so vielen Verlusten doch auch eine Genugthuung geben müsse. 
Das englische Ministerium machte auf die Unterhandlungen, die der 
1) Ens Oppaland III, 22. 
2 Aus dem Bericht des österreichischen Bevollmächtigten Kannegießer sieht 
man, wie lebhaft die Verhandlungen waren: Bei dem Acquivalent spielte die 
Rlcksicht auf die Besitzungen Bartensteins und Hennersdorfs eine Rolle. Arneth, 
Maria Theresia Bd. III, 182—34.
	        
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