Full text: Leopold von Ranke's sämmtliche Werke. 27. und 28. Band. Zwölf Bücher Preußischer Geschichte. Fünftes bis neuntes Buch. (27)

Bündniß von Hannover. 49 
Staaten und Besitzthümer nicht allein, sondern auch die Rechte und 
die Prärogativen beider Theile gegenseitig gewährleistet worden — 
auch die preußischen Ansprüche auf Jülich und Berg ausdrücklich an- 
erkannt. In einem geheimen Artikel hatte Georg versprochen: wenn 
der männliche Stamm des Hauses Neuburg abgehe, die gerechten An- 
sprüche des Königs von Preußen auf die Erbschaft zu begünstigen 
und nicht zu dulden, daß demselben Unrecht geschehe 1). Die Wieder- 
holung des Wortes Recht soll wohl keine Beschränkung enthalten, 
sondern den Grund eindringlicher hervorheben. Auch auf die Theil- 
nahme der damaligen besten Verbündeten von England, der Fran- 
zosen, deren Zustimmung bei Landschaften so nahe an ihren Grenzen 
eine entscheidende Wichtigkeit hatte, durfte man rechnen. Schon seit 
einiger Zeit war darüber unterhandelt worden; Frankreich hatte sich 
schon im December 1724 geneigt erklärt, dieselben Verpflichtungen in 
Bezug auf Jülich und Berg einzugehen, welche England über sich 
genommen. Wenn die Sache noch zu keinem Abschluß gediehen war, 
so lag die Schuld davon an dem König von Preußen selbst, der ein 
gewisses Bedenken trug, sich durch so weit reichende und nicht ganz 
zu überblickende Verbindungen auf künftiße Fälle zu fesseln. Jetzt 
aber unter dem Eindruck der neuen Allianz zwischen Spanien und 
Oesterreich, von der man vermuthete, und zwar sehr richtig, daß darin 
auch auf jene Erbschaft Bezug genommen sein werde, hob sich jeder 
Zweifel. Dem König ward der Entwurf einer Allianz vorgelegt, den 
er mit einigen Randglossen begleitete, aber im Ganzen guthieß. Eine 
seiner vornehmsten Bemerkungen ist, daß er dadurch nicht in Irrungen 
mit Rußland, seinen früheren Verträgen mit dieser Macht zuwider, 
verwickelt werden wolle. In stürmischer Eile ward Ilgen herbei- 
beschieden, der an und für sich noch weniger geneigt war als der 
König, die Politik von Preußen für kommende Zeiten zu binden, und 
niemals die Vortheile aus den Augen verlor, welche aus einem guten 
Verhältniß mit dem Kaiser entspringen müßten, aber unter den Um- 
ständen des Augenblickes, und da ja das vorgeschlagene Bündniß nur 
auf Vertheidigung ging und nicht auf Angriff, jeden Widerspruch 
2) Schreiben von Rothenburg 15. Dec. 1724: Vre Excellence verra 
par le second art. due le roi siest determiné à la consideration de 8. 
Maj. Prie à prendre sur H’affaire de Clves et de Juliers les memes 
engagemens duc le roi d’Angleterre a pris à cette égard, par l'artiele 
seret du traitée de Charlottembourg, persuadé quc cette facilité ne fera 
duc resserrer les nocuds de L’#union qui subsiste entre S. Aé et le roi de 
Pr. et dont elle desire le maintien. 
K. Ranke's Werke NXvII. XXVI. 4
	        
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