Einrichtung der preußischen Regierung in Schlesien. 559
lichen gleichzustellen. In dieser Idee lebte auch Friedrich, und sein
erster Entwurf ging sogar zu weit. Bei der Festsetzung der von dem
mittleren Ertrag des Landes zu leistenden Abgaben wollte der König,
daß die weltlichen Stände 28 ½, die geistlichen dagegen 65 Prozent
zahlen sollten.
Es zeigte sich bald, daß das nicht ausführbar war. Der Erz-
bischof, Cardinal Sinzendorf, den man schon bei weitem niedriger an-
gesetzt, hätte trotz dieses Nachlasses von ungefähr 80,000 Thlr. Ein-
künften, die er überhaupt bezog, doch noch 21,000 Thlr. an den
Staat abgeben müssen. Er schrieb an den König: man habe nur
berechnet, was er einzunehmen, nicht was er auszugeben habe: daß
Consistorium, die Oekonomieverwaltung koste ihm allein 44,000 Thlr.,
während sein Einkommen aus dem preußischen Gebiete nur auf
60,000 Thlr. anzuschlagen sei. Sein Brief ist im Tone der guten
Gesellschaft geschrieben, bei aller Verehrung mit einer Freimüthigkeit,
die einen Andern hätte verletzen können, und sehr überzeugend. Da
auch Münchow bestätigte, daß der Cardinal unter solchen Beschrän-
kungen nicht würde bestehen können 1), so wurden ihm aufs neue
12,000 erlassen; was ihm noch zur Last fiel, war nicht viel mehr,
als was er auch sonst gegeben.
Eben so hätten auch die Pfarreien nicht ohne verderbliche Wir-
kung so stark herangezogen werden können: man setzte sie auf 28½
Prozent, wie die weltlichen Güter. Die evangelischen Parochien wur-
den hievon nicht minder betroffen als die katholischen, doch war für
jene schon die erworbene Gleichheit ein großer Gewinn; früher hatten
sie zu einzelnen Steuern, z. B. für die Fortification, wohl zehnmal
so viel als diese beitragen müssen.
Länger hielt der König in Bezug auf die Stifter und Klöster
an seiner Forderung fest. Den Jesuiten des Residenzhauses zu War-
temberg gab er auf ihre Beschwerde zu erkennen, welcher Anstrengungen
es bedürfe, um die Unruhen abzuhalten, die dem Lande verderblich
sein würden, und die demselben auferlegte Schuldenlast zu tilgen:
dem Domcapitel zu Breslau führte er zu Gemüthe, daß es ja im
I) Münchow am 26. October bemerkt, daß das Breslauer Domcapiel
mehr als 28,000 Thlr. nach Wien geschickt, was er demselben oft zu Gemüthe
führe. Aber er gesteht, daß sie bei „ihrer allen Geistlichen ordinairen schlech-
ten Wirthschaft“, und weil sie in starken Schulden stecken, allerdings i in schlechte
Umstände gesetzt sind, „und ich alle Mühe von der Welt habe, mit Erinnern,
Bitten, Drohen und Überhäuften Klagen die monatliche Contribution richtig
zu erhalten. «